Ukrainer setzen ungewöhnliches Mittel gegen Drohnen ein
Wie alte Fischernetze die Russen in Bedrängnis bringen

Sowohl die Ukraine als auch Russland versuchen den Gegner immer wieder mit neuer, moderner Kriegsausrüstung zu überraschen. Die Ukrainer greifen nun auf eine aussergewöhnliche Methode zur Drohnenabwehr zurück: Ausrangierte Fischernetze.
Publiziert: 02.01.2025 um 21:09 Uhr
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Aktualisiert: 03.01.2025 um 10:26 Uhr
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Der Vorteil: Sie sind kostengünstiger als normale Schutznetze.
Foto: Anadolu via Getty Images

Auf einen Blick

  • Ukraine nutzt Fischernetze zum Schutz vor russischen Drohnenangriffen
  • Netze können Drohnen abfangen und Geschosse zurückwerfen
  • Hunderte Tonnen alter Fischernetze aus den Niederlanden in die Ukraine gebracht
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
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Janine EnderliRedaktorin News

Es ist ein ständiger Kampf: Egal ob unter Wasser oder in der Luft – Russland und die Ukraine haben es sich zur Aufgabe gemacht, den Gegner mit modernsten Drohnen und kostengünstigen Abwehr-Methoden ausser Gefecht zu setzen und sich gegen Bedrohungen aus der Luft zu verteidigen. Neue Technologien und perfektionierte Drohnen galten lange als Mittel der Wahl, um auf dem Schlachtfeld zu bestehen.

Doch zunehmend tauchen in den Kampfzonen Elemente auf, die man nicht unbedingt mit einem Kriegseinsatz assoziiert. Das jüngste Beispiel: Fischernetze.

In einem überraschenden Schachzug versuchen die Ukrainer, mit den ausrangierten Netzen, wichtige Ausrüstungen und Stellungen zu schützen.

Hunderte Tonnen aus den Niederlanden importiert

Wie das ukrainische Reportageportal «Frontliner» berichtet, werden Fischernetze aus den Niederlanden genutzt, die für den Fischfang nicht mehr tauglich sind. Die Stiftung «Volonter» hat bereits mehrere Hundert Tonnen dieser alten Netze in die Ukraine gebracht.

Spezielle Drohnen-Schutznetze seien mit 5 bis 10 Euro pro Quadratmeter zu haben. Igor Bondartschuk von «Volonter» erklärt: «Wir haben die niederländischen Partner überzeugt, der Ukraine die Netze kostenlos zu überlassen. Wir müssen nur die Logistikkosten tragen.»

Die Fischernetze werden ähnlich wie herkömmliche Schutznetze eingesetzt. Sie bedecken Schützengräben und Militärtechnik, um diese zu tarnen und vor zerstörerischen Drohnenangriffen zu schützen.

Drohnen werden zurückgeworfen

Laut «Frontliner» können die Netze Drohnen oder abgeworfene Geschosse auch abfangen und zurückwerfen, wodurch die Munition neben dem eigentlichen Ziel explodiert. So richtet eine Attacke weniger Schaden an. «Panzer und gepanzerte Fahrzeuge sind, wenn sie mit solchen Netzen abgedeckt sind, kaum mehr erreichbar für russische Angriffe», erklärt ein Vorsteher der Stiftung.

Die Netze schützen sowohl gegen Aufklärungsdrohnen vom Typ Orlan als auch gegen Lancet-Kampfdrohnen.

Die Installation der Netze erfordert jedoch sorgfältige Planung. Denn: Die Arbeiten dürfen die Bewegungsfreiheit der Soldaten nicht einschränken oder sie beim Schiessen behindern. So sind besonders die vordersten Stellungen weniger geschützt, wie ein Soldat gegenüber «Frontliner» erklärt.

«Feuerzeugdrohnen» als Gegenreaktion

Und es gibt einen weiteren Haken: Russland hat bereits auf die Abwehr-Methode reagiert und eigene Stellungen ebenfalls mit Netzen überspannt. So planen beide Seiten jetzt häufig doppelte Angriffe: Eine erste Drohne beschädigt das Netz, während eine zweite den eigentlichen Angriff ausführt.

Eine weitere Entwicklung sind laut «Frontliner» sogenannte «Feuerzeugdrohnen» mit speziellen Brandvorrichtungen, die von beiden Seiten eingesetzt werden. Diese Drohnen sind dafür konzipiert, die gegnerischen Ziele schneller und effektiver auszuschalten.

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