Die russischen Truppen haben Bachmut praktisch eingekesselt. Und das schon seit Wochen. Seit einigen Tagen aber verzeichnen auch die Ukrainer immer wieder Landgewinne. Gemäss russischen Militärbloggern sind die ukrainischen Truppen an mehreren Stellen der Front in kleineren Verbänden durchgebrochen.
Der Blogger Alexander Kots schreibt auf seinem Telegram-Kanal mit 654'000 Abonnenten: «Kiews Gegenoffensive hat begonnen!» Laut westlichen Militärexperten stimmt das aber nicht so ganz. Bei den Angriffen handelt es sich um lokale Offensiven, um die grosse Gegenoffensive vorzubereiten. Dabei haben die ukrainischen Truppen den Wagner-Söldnern im Süden in die Flanke stossen wollen.
Wer umzingelt hier wen?
Mit diesem Manöver haben es ukrainische Truppen geschafft, eine ganze russische Brigade in die Flucht zu schlagen. Das beobachtet auch der Brite Mike Martin, der am King's College in London zu Kriegsfragen forscht. Dahinter steckt eine ganz bestimmte Militärtaktik, wie er auf Twitter erklärt.
«Wenn die russische Front an dieser Stelle in sich zusammenbricht, sind die Ukrainer in der Lage, die russischen Streitkräfte einzukesseln», schreibt der Militärexperte. Der Name der Taktik: Die doppelte Einkesselung, auch «Zangenbewegung» genannt. Das Besondere daran in der aktuellen Situation: Zuerst kesseln die russischen Truppen das ukrainische Bachmut ein, nun kesseln die Ukrainer die russischen Truppen dort selbst ein.
«Zangenbewegung» ist altes Militärmanöver
Die Zangenbewegung oder doppelte Einkesselung ist ein militärisches Manöver, bei dem Truppen gleichzeitig beide Flanken (Seiten) einer gegnerischen Formation angreifen, wie eine wissenschaftliche Arbeit des «US Army Research Lab» erklärt. In diesem konkreten Fall greifen ukrainische Brigaden von Nordwesten und Südwesten aus russische Truppen rund um Bachmut an.
Das klassische Manöver ist in der Geschichte der Kriegsführung von grosser Bedeutung. Berühmte Feldherren wie Alexander der Grosse oder Dschingis Khan haben die Taktik in ihren Kriegen erfolgreich angewendet. Und auch in modernen Kriegen kommt das Manöver – wie man aktuell sieht – noch immer zum Zug.