Zum zweiten Mal besuchte die Wandergruppe Anfang November die Sächsische Schweiz, das Elbsandsteingebirge in Sachsen (D). Rund 55 Personen hatten sich für die viertägige Reise mit dem im Jahr 2016 gegründeten Verein angemeldet.
Nach dem ersten Wandertag machte sich die Gruppe auf den Rückweg zur Jugendherberge. Doch die Strasse war gesperrt – von einem Polizeiauto.
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«Ich vermute, dass jemand die Polizei rief und sagte: ‹Oh, wir haben viele Leute laufen sehen, die wie Flüchtlinge oder Migranten aussehen›», berichtet der Organisator Ayham Tahan gegenüber dem «Guardian».
Anonymer Hinweis bei Polizei eingegangen
Ein anonymer Hinweis soll die Wanderer als mutmassliche illegale Einwanderer identifiziert haben, die vermutlich über die nahe tschechische Grenze geschleust worden seien. Das berichtet «Focus».
Die Polizei forderte Tahan auf, einige Fragen zu beantworten. Dieser erklärte den Beamten, wo sie unterwegs waren. Ausserdem stellte er klar, dass sich alle Mitglieder des Vereins legal im Land aufhielten und die meisten von ihnen deutsche Staatsbürger seien.
Dann erklärte der Organisator, der selbst seit neun Jahren in Deutschland lebt, dass sie auch die nächsten Tage in der Region verbringen würden. «Wir wünschen euch eine schöne Zeit», hätten die Polizisten daraufhin gesagt und seien wieder gegangen.
Doch der Chef der Gruppe ist verwundert: «Es ist seltsam, dass Leute die Polizei auf uns ansetzen, während wir das typischste aller deutschen Dinge tun, nämlich im Wald wandern.»
Rassismus-Vorwurf
Dennoch ist Tahan bewusst, dass die Beamten nur ihren Job gemacht haben. «Sie waren sehr nett», sagt er gegenüber dem «Guardian». Aber die Nachricht, dass jemand die Polizei gerufen hatte, habe die Gruppe verärgert.
«Viele unserer Teilnehmer waren sehr wütend. Einige waren wirklich beleidigt und sagten: ‹Das ist rassistisch›», berichtet Tahan. «Andere sagten, das sei typisch deutsch. Sie sahen eine Menge Leute und fühlten sich nicht wohl mit der Sprache, die gesprochen wurde, also riefen sie die Polizei.»
Obwohl der Vorfall die Gruppe erschüttert hatte, betont der Organisator auch Wochen später, dass sich niemand vom Wandern abhalten lassen werde. Denn für das nächste Jahr sind bereits neue Touren in Planung.
«Das Problem liegt bei der Person, die angerufen hat», sagt Tahan. «Aber solche Leute gibt es in jeder Gesellschaft, in jeder Gemeinschaft.» Dennoch findet er es wichtig, auf solche Vorfälle aufmerksam zu machen – damit sie in Zukunft hoffentlich nicht mehr vorkommen. (gs)