Auf einen Blick
- Trump-Regierung plant Razzia gegen illegale Einwanderer in Chicago nächste Woche
- Chicago als Ziel wegen grosser Zahl potenzieller Zielpersonen
- Die Einwanderungsbehörde ICE wird 100 bis 200 Beamte für die Operation entsenden
Die kommende Trump-Administration plant für nächste Woche offenbar eine gross angelegte Razzia gegen illegale Einwanderer in Chicago, wie das «Wall Street Journal» unter Berufung auf vier mit den Planungen vertrauten Personen berichtet. Es sei demnach der erste Schritt in der vom künftigen US-Präsidenten Donald Trump versprochenen Massenabschiebungskampagne.
Die Razzia soll am Dienstagmorgen beginnen, einen Tag nach Trumps Amtseinführung, und die ganze Woche dauern, heisst es. Die US-amerikanische Einwanderungs- und Zollbehörde (ICE) werde demnach zwischen 100 und 200 Beamte entsenden, um die Operation durchzuführen.
Bereits im Wahlkampf hatte Trump versprochen, die grösste Massenabschiebung in der Geschichte der USA durchführen. Das US-Migrationssystem ist derzeit in einer schweren Krise. Schätzungen zufolge leben mehr als 11 Millionen illegale Einwanderer in den USA.
Thema beschäftigt Bevölkerung
Das Team der kommenden Trump-Administration beabsichtigt deshalb, Immigranten ohne Aufenthaltsgenehmigung mit kriminellen Hintergründen ins Visier zu nehmen. Die Razzia in Chicago ziele auf Menschen ab, gegen die ein Abschiebungsbescheid vorliegt, heisst es.
Die Debatte über illegale Einwanderung hat in den letzten Jahren an Schärfe zugenommen, besonders im Vorfeld der Präsidentschaftswahlen im vergangenen November. Viele Wähler sehen die Kontrolle der Grenze und die Bekämpfung illegaler Einwanderung als eine der wichtigsten Fragen für die Zukunft des Landes an.
Das Trump-Übergangsteam soll daher überlegt haben, welche Städte für eine Operation in Frage kommen könnten, um ein Exempel an sogenannten «sanctuary cities», also «Zufluchtsstädten», zu statuieren. Als solche werden Städte bezeichnet, die verschiedene Regelungen eingeführt haben, um die Zusammenarbeit mit den Bundesbehörden zur Durchsetzung von Einwanderungsgesetzen einzuschränken.
Auch Razzien in anderen Städten möglich
Laut des «Wall Street Journals» entschieden sie sich für Chicago, sowohl wegen der grossen Zahl potenzieller Zielpersonen als auch aufgrund einer Fehde des Trump-Teams mit dem Bürgermeister der Stadt, Brandon Johnson (48). Tom Homan (63), der designierte Grenzschutzbeauftragte der Administration Trump, schien die Operation während eines Besuchs in Chicago letzten Monat bereits anzukündigen.
«Wir werden genau hier in Chicago, Illinois, beginnen», sagte Homan auf einer Weihnachtsfeier im Norden von Chicago. «Und wenn der Bürgermeister von Chicago nicht helfen will, kann er zurücktreten. Aber wenn er uns behindert, wenn er wissentlich einen illegalen Einwanderer versteckt oder schützt, werde ich ihn strafrechtlich verfolgen.»
Andere «Zufluchtsstädte» wie New York, Los Angeles, Denver und Miami stehen ebenfalls im Fokus der kommenden Administration, und es könnten laut dem «Wall Street Journal» weitere Razzien folgen. Ökonomen und Arbeitgeber befürchten derweil einen Arbeitskräftemangel, wenn Massenabschiebungen Arbeiter aus wichtigen Branchen abziehen, die auf die Arbeitskraft der Einwanderer angewiesen sind, wie etwa das Baugewerbe, die Landwirtschaft und das Dienstleistungsgewerbe.