Trotz Rückschlägen in der Heimat schickt Kiew Soldaten in den Sudan
Ukrainer kämpfen gegen Wagner-Söldner in Afrika

Die Ukraine soll Soldaten nach Afrika geschickt haben, um gegen die russischen Wagner-Söldner zu kämpfen. Im eigenen Land würden diese Kräfte aber dringend gebraucht. Warum handelt Kiew so? Eine Erklärung.
Publiziert: 21.02.2024 um 19:25 Uhr
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Aktualisiert: 22.02.2024 um 09:49 Uhr
Hier verhört angeblich ein ukrainischer Soldat drei Wagner-Söldner im Sudan. In der Hand hält er Wagner-Abzeichen.
Foto: Kyiv Post
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Guido FelderAusland-Redaktor

Die Ukrainer geraten mit der Abwehr der russischen Invasoren an den Anschlag. An mehreren Orten an der Front werden sie zurückgedrängt, am Wochenende mussten sie die ostukrainische Stadt Awdijiwka aufgeben.

Umso mehr überraschen Meldungen, wonach ukrainische Spezialkräfte in geheimer Mission in Afrika im Einsatz stehen sollen. Ihre Aufgabe: Russische Wagner-Söldner, welche die Regierung in Sudan stürzen wollen, ausschalten. Offenbar hatten sie Erfolg, wie Bilder zeigen. Nur: Was hat die Ukraine in Afrika überhaupt verloren?

Dazu gibt es mehrere Videos, berichtet die «Kyiv Post». Eines zeigt drei Männer, die in Uniformen auf dem Sand knien, die Arme auf dem Rücken. Im Verhör mit andern Unifomierten, angeblich ukrainischen Soldaten, sagen sie aus, dass sie einer Wagner-Einheit mit hundert Mann angehörten und über die Zentralafrikanische Republik bis zu Sudans Hauptstadt Karthum vorgedrungen seien.

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Ukrainer haben gefilmt, wie sie ein Auto von Wagner-Söldnern angreifen.
Foto: Kyiv Post

Andere Videos zeigen Aufnahmen, die von Drohnen aus gemacht worden waren. Zu sehen ist, wie Soldaten mit Hightech-Ausrüstung, vermutlich Wagner-Söldner, von den Fluggeräten angegriffen werden. Gemacht wurden die Aufnahmen in Omdurman, der grössten Stadt des Landes, die von Karthum durch den Nil getrennt wird.

Truppen des Geheimdienstes

Laut der «Kyiv Post», die sich auf eine Quelle im ukrainischen Sicherheits- und Verteidigungssektor beruft, sind ukrainische Truppen schon seit Monaten im Sudan im Einsatz. Die Quelle sagte, dass derzeit eine Operation zur «Säuberung der privaten militärischen Einheit Wagner, ihrer lokalen Terroristen und der Spezialdienste der Russischen Föderation» laufe. Bei der ukrainischen Einheit soll es sich um Angehörige des Geheimdienstes handeln.

CNN hatte schon im Herbst berichtet, dass laut eigenen Recherchen ukrainische Geheimdienste wahrscheinlich hinter einer Reihe von Drohnenangriffen und einer Bodenoperation gegen Wagner nahe der sudanesischen Hauptstadt stünden. Offiziell wird ein Afrika-Einsatz von ukrainischen Truppen aber nirgends bestätigt.

«Wagner-Söldner weltweit vernichten»

Dass Ukrainer ausserhalb ihres geschwächten Landes kämpfen, überrascht. Warum machen sie das? Vermutlich gehört der Einsatz zum Versprechen, das Geheimdienstchef Kyrylo Budanow (38) im Mai 2023 abgegeben hatte. Damals schwor er, «russische Kriegsverbrecher überall auf der Welt zu vernichten, wo auch immer sie sich aufhalten».

Der Militäranalyst Ruslan Lewijew (37) sagte gegenüber «Bild», dass die Aktion zu Budanow und seinem Ziel, Wagner-Söldner auf der ganzen Welt zu verfolgen, passen würde. Er sagt aber auch, dass der Einsatz nur Symbolwert habe. «Diese Aktion würde an der momentan prekären Lage der Ukrainer in ihrem eigenen Land nichts ändern und soll nur für positive Nachrichten in der Heimat sorgen.»

Verunsicherung in Moskau

Macht es überhaupt Sinn, dass ukrainische Soldaten bei Personalmangel im Ausland kämpfen? «Ja!» meint Glen Grant (70), ehemaliger Oberstleutnant der britischen Armee, Verteidigungsanalyst beim Ukrainischen Institut für die Zukunft und ehemaliger Berater des ukrainischen Verteidigungsministeriums, gegenüber Blick. Grant: «Denn das Ziel Russlands ist es, das Chaos zu maximieren, dem Westen zusätzliche Probleme zu bereiten und überall, wo es kann, wertvolle Ressourcen zu stehlen, insbesondere im gefährdeten Afrika.»

Weil Moskau Ungewissheit hasse, führe die Sorge um die Wirksamkeit seiner Ausland-Operationen sowie das tatsächliche Scheitern an gewissen Orten zu Unsicherheit und verringere sein Ansehen als Weltmacht.

Wagner unterstützt Aufständige

Im Sudan tobt ein blutiger Kampf zwischen Machthaber Abdel Fattah Abdelrahman Burhan (64) und seinem ehemaligen Vize Mohammed Hamdan Daglo (49), genannt «Hemeti». Hinter Burhan steht die Armee, hinter Daglo die Rapid Support Forces (RSF), deren Waffenarsenal zu 90 Prozent von der Wagner-Gruppe stammt. Die Russen sind vor allem an den Goldminen interessiert.

Der ukrainische Präsident Wolodimir Selenski (46) hatte Burhan im vergangenen Herbst getroffen. Er erklärte damals: «Wir haben über unsere gemeinsamen Sicherheitsprobleme gesprochen, insbesondere über die Aktivitäten bewaffneter Gruppen, die von Russland finanziert werden.»

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