Der italienische Ex-Premier Silvio Berlusconi (†86) ist tot. Das Aushängeschild der italienischen Rechten hat den Kampf gegen die Leukämie verloren. Bereits am Mittag versammelten sich vor dem San Raffaele Spital in Mailand, in dem der 86-Jährige starb, Anhänger und Medienvertreter. Auch die Reaktionen alter Weggefährten und von politischen Gegnern auf die traurige Nachricht liessen nicht lange auf sich warten.
Italiens amtierende Ministerpräsidentin Giorgia Meloni (46) beschrieb Berlusconi in einer Videobotschaft als «Kämpfer». Er sei ein Mann gewesen, «der nie Angst hatte, seine Überzeugungen zu verteidigen». Genau dieser Mut und diese Entschlossenheit hätten ihn zu einem der einflussreichsten Männer in der Geschichte Italiens gemacht. «Der grosse Kämpfer ist von uns gegangen. Ruhe in Frieden, mein Freund!», twitterte Ungarns Premierminister Viktor Orban (60).
Putin: Berlusconi «ein wahrer Freund»
Russlands Präsident Wladimir Putin (70) wies in einem Statement darauf hin, dass Berlusconi in Russland als konsequenter und prinzipieller Befürworter der Stärkung der freundschaftlichen Beziehungen zwischen beiden Ländern in Erinnerung bleiben werde. «Für mich war Berlusconi ein lieber Mensch, ein wahrer Freund, ich habe seine Weisheit und seine Fähigkeit, weitsichtige Entscheidungen zu treffen, aufrichtig bewundert», sagte der russische Staatschef.
Der israelische Premierminister Benjamin Netanjahu (73) erklärte, er sei «zutiefst betrübt» über Berlusconis Ableben. «Silvio war ein grosser Freund Israels und stand immer an unserer Seite», bemerkte Netanjahu auf Twitter.
Die Chefin der französischen Partei «Rassemblement National», Marine Le Pen (54), erklärte, dass Berlusconi «Italiens politisches Leben zutiefst geprägt hat». Berlusconi sei «ein untypischer Politiker mit einem ausserordentlichen Leben», so Le Pen.
Renzi erinnert an besonderes Telefonat
Die Präsidentin des Europäischen Parlaments, Roberta Metsola (44), erinnerte in Brüssel an «den Kämpfer, der an der Spitze von Mitte-Rechts stand und über Generationen hinweg ein Protagonist der Politik in Italien und Europa war. Vater, Unternehmer, Europaabgeordneter, Premierminister, Senator». Berlusconi habe seine Spuren hinterlassen und werde nicht in Vergessenheit geraten.
Matteo Renzi (48), wie Berlusconi ein früherer Ministerpräsident Italiens, sagte: «Silvio Berlusconi hat in diesem Land Geschichte geschrieben. Viele haben ihn geliebt, viele haben ihn gehasst: Alle müssen jetzt anerkennen, dass sein Einfluss auf das politische Leben, aber auch auf die Wirtschaft, den Sport und das Fernsehen beispiellos war.»
«Als Unternehmer hat er die Welt der Kommunikation und des Sports mit aussergewöhnlicher Initiative und Innovation revolutioniert. Als Führungspersönlichkeit veränderte er die Politik und wurde von Millionen von Italienern für seine Menschlichkeit und sein Charisma geliebt. Seiner Familie, den Mitarbeitern seiner Gruppe und der Gemeinschaft von Forza Italia gilt unser tiefes Beileid», kondolierte Ex-EZB-Chef Mario Draghi (75).
Ganz Italien trauere mit seiner Familie und seiner Partei. «Allen, die ihn geliebt haben, gilt meine aufrichtige und herzliche Umarmung», erklärte Renzi weiter. Er trage in diesen Stunden die Erinnerungen an die Begegnungen mit Berlusconi mit sich. Renzi erinnerte sich an ein Telefonat mit Berlusconi, bei dem dieser über seine Mutter gesprochen habe, was dem gestandenen Politiker Renzi die Tränen in die Augen getrieben habe.
Einsatz für die «pro-europäische Sache»
Den stellvertretenden Ministerpräsidenten Italiens, Matteo Salvini (50), erreichte die Nachricht bei der Einweihung des neuen Hauptsitzes der italienischen Küstenwache in Lesa. «Ein grosser Freund des Lago Maggiore, ein grosser Italiener hat heute beschlossen, sich zu verabschieden. Ich bitte um eine Schweigeminute für Silvio Berlusconi», sagte Salvini laut italienischen Medien.
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Mit Romano Prodi (83) meldete sich ein weiterer ehemaliger Ministerpräsident Italiens zu Wort. «In unserer langen politischen Konfrontation», sagte der Linke Prodi, «haben wir unterschiedliche und gegensätzliche Welten vertreten, aber unsere Rivalität ist nie in Feindschaft auf persönlicher Ebene übergegangen.» Man habe sich gegenseitig respektiert. Prodi gab an, er schätze Berlusconis Einsatz für die «pro-europäische Sache».