Während Monaten war sie übelsten Beleidigungen durch Impfgegner ausgesetzt, wurde immer wieder mit dem Tod bedroht. Und nun wurde die Ärztin Lisa-Maria K.* (†36) am Freitag leblos in ihrer Praxis in Österreich aufgefunden. Laut der Polizei wird ein Fremdverschulden ausgeschlossen, wie die österreichische Staatsanwaltschaft gegenüber «Heute» bestätigt. Es seien Abschiedsbriefe gefunden worden, zu deren Inhalt man nichts sagen wolle, so die Staatsanwaltschaft. Auf eine Obduktion werde verzichtet.
Ende Juni hatte K. ihre Praxis schliessen müssen. Zu krass wurden die Anfeindungen und Drohungen aus der Corona-Skeptiker-Szene.
Begonnen hatte alles, als sich die Medizinerin öffentlich über eine Impfgegner-Demonstration vor dem örtlichen Spital empörte. Plötzlich bekam sie sogar Morddrohungen. Und K. reagierte. Sie rüstete ihre Praxis auf. Liess Kameras installieren, Sicherheitstüren montieren und engagierte für mehrere Monate einen eigenen Sicherheitsdienst, um sich, die Mitarbeiter und die Patienten zu schützen.
Insgesamt soll K. seit letztem November bis zu 45'000 Euro für die Sicherheit ausgegeben haben. «Ginge es nur um mich, würde ich das alles nicht machen. Aber ich habe eine Fürsorgepflicht gegenüber meinen Mitarbeiterinnen. Und ich kann nicht riskieren, dass meinen Patienten etwas passiert», erklärte K. damals.
«Es war alles zu viel»
Mit dem Betreff «Ich werde dich hinrichten» hatte die Ärztin am 22. November ein E-Mail bekommen. Darin wurde K. aufs Übelste beschimpft und bedroht. «Du kannst ja gerne mit Anwälten drohen, aber kriegen werdet ihr mich sowieso nicht. Stattdessen habe ich nun beschlossen, dich zu kriegen.»
Und weiter: «Wenn ich schon einmal dabei bin, werde ich aber selbstverständlich alle anderen Mitarbeiter deiner Praxis auch abschlachten.» Beendet wurde das E-Mail mit den Worten: «Sollte ich zu viel Gegenwehr bekommen, wenn ich euch besuchen komme, knalle ich euch eben einfach ab. Wäre aber schade, dann hätten wir ja viel weniger Spass. Auf bald!»
Die Drohungen machte sie auf Twitter publik – wo sie auch Mitte Juli nochmals betonte, dass sie ihre Praxis nicht mehr öffnen würde. «Es war alles zu viel», schreibt sie in einem ihrer letzten Tweets. Besonders, weil die Behörden ihr nicht helfen konnte. Der E-Mail-Schreiber sei nicht zu ermitteln. Daraufhin schaltete sich eine IT-Expertin ein, die ihre Hilfe anbot. Mit Erfolg: Sie kam dem irren Bedroher auf die Schliche und auch die Behörden schalteten sich wieder ein. (chs)
*Name bekannt
Diese Stellen sind rund um die Uhr für Menschen in suizidalen Krisen und für ihr Umfeld da:
- Beratungstelefon der Dargebotenen Hand: Telefon 143 www.143.ch
- Beratungstelefon von Pro Juventute (für Kinder und Jugendliche): Telefon 147 www.147.ch
- Weitere Adressen und Informationen: www.reden-kann-retten.ch
Adressen für Menschen, die jemanden durch Suizid verloren haben
- Refugium – Verein für Hinterbliebene nach Suizid: www.verein-refugium.ch
- Nebelmeer – Perspektiven nach dem Suizid eines Elternteils: www.nebelmeer.net
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