«Gomorrha»-Kinderstar wegen Drogenbesitzes verhaftet
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«Totò» ist heute 26
«Gomorrha»-Kinderstar wegen Drogenbesitzes verhaftet

Er war einer der Stars des Films «Gomorrha»: Salvatore Abbruzzese, der den jungen Totò spielte. Nun wurde er wegen Drogenbesitzes verhaftet. Wie einige seiner Schauspielkollegen vor ihm. Denn der Film hat mehr mit der Realität gemeinsam, als der Zuschauer wissen will.
Publiziert: 19.01.2021 um 12:25 Uhr
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Salvatore Abbruzzese spielte im Film «Gomorrha» den 13-jährigen Totò. Nun wurde er selber wegen Drogenbesitzes verhaftet.
Foto: Facebook/Salvatore-Abbruzzese

Millionen Menschen sind fasziniert von der Mafia. Die Popkultur hat ein Monster romantisiert und verklärt. Statt einem Verbrechersyndikat, das stiehlt, erpresst und mordet, haben viele beim Wort Mafia einen Haufen alter Männer im Kopf, die an einem Tisch sitzen und über das Leben philosophieren.

Das wohl realste Abbild der Mafia hat Roberto Saviano 2006 mit seinem Buch «Gomorrha» geschaffen. Darin wird kein Luxus propagiert, mit der Ehre ist es auch nicht weit her.

Wie realistisch das Buch von Roberto Saviano ist, zeigt sich unter anderem in der Tatsache, dass er seit 2006 mit Polizeischutz leben muss – aus Angst vor der Mafia. Aber auch im traurigen Fakt, dass mehrere Darsteller des gleichnamigen Films, der auf dem Buch basiert, verhaftet wurden. Denn dessen Regisseur Matteo Garrone wollte so wahrheitsgetreu wie möglich drehen und begab sich in die Slums von Scampia, viele Rollen wurden mit Personen besetzt, die mehr oder weniger sich selber spielten.

«Totò» wegen Drogenhandels verhaftet

Dazu gehört auch der heute 26-jährige Salvatore Abbruzzese, der im Film Totò ist, ein 13-jähriger Teenager, der einer Frau seine Einkäufe bringt und sie daraufhin verrät. Später erhielt Abbruzzese noch einige Rollen in kleineren Filmen, seine erste Rolle war aber offensichtlich diejenige seines Lebens. In den «Case dei Puffi», einer Ansammlung von Sozialwohnungen in Scampia, wurde Abbruzzese nun verhaftet. Weil er Heroin, Kokain und Kobret verkaufte, wie italienische Zeitungen berichten.

Während die Zeitungen von einem «Fluch» schreiben, der über dem Film liegt, dürfte die Wahrheit weniger übersinnlich sein. Schon während den Dreharbeiten gab es Gerüchte, wonach die Produktionsfirma die reale Camorra dafür bezahlt hatte, um an Originalschauplätzen drehen zu dürfen. Diese soll dann auch darauf bestanden haben, einige ihrer Leute im Film unterzubringen. 2012 zitierte die Zeitung «Il Giornale» einen Mitarbeiter am Filmset mit den Worten: «Alle, die ich während der Dreharbeiten getroffen hatte, waren Freunde oder Verwandte von Camorra-Mitgliedern.» Und der «Tages-Anzeiger» berichtet von einem Polizeidokument, in dem es heisst: «Um die Szenen in Scampia zu drehen, musste der Regisseur Matteo Garrone die Einwilligung des Clans einholen, der für jenes Territorium zuständig ist.»

Mord, Hochzeiten, Erpressung

Aus der Zeitung erfährt man auch, wer ausser Abbruzzese noch verhaftet wurde. Giovanni Venosa, der im Film einen Mafiaboss spielt, wurde 2012 zu fast 14 Jahren Gefängnis verurteilt, weil er Schutzgelder erpresst hatte. Bernardo Terracciano, der ebenfalls einen Capo darstellt, hatte mehr als fünfzehn Jahre zuvor einen Vater und dessen Sohn erschossen. 2016 erhielt er dafür lebenslänglich. Ciro Petrone, auf der Leinwand Pisellino, wurde 2009 in Neapel an einer von zwei Mafiafamilien organisierten Hochzeitsfest aufgegriffen. Der damals 15-Jährige Vincenzo Esposito brach die Schule ab, als er die Rolle des Danielino bekam. 2014 kam er in eine Erziehungsanstalt, weil er im Streit einen Rivalen niedergestochen hatte.

Susy Di Benedetto spielt eine junge Frau, die einen Kleiderladen erbt, nachdem die Camorra ihren zahlungsunwilligen Vater umgebracht hatte. Kurz, nachdem sie im Film erschossen wurde, wurde sie verhaftet, weil sie einer professionellen Diebesbande angehörte. Verraten hatten sie unter anderem ihre Tätowierungen, die eine Kamera bei einem Überfall gefilmt hatte.

Diese Beispiele zeigen: «Gomorrha» hat wesentlich mehr mit der Realität zu tun als «Der Pate» und andere Hollywood-Projekte. Romantisch ist daran überhaupt nichts. (vof)

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