Ukraine verkündet langsamen Vormarsch
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Tod, Drohungen und Nationalisten-Nähe
Spionagechef Budanow wird zum Problem für die Ukraine

Kyrylo Budanow ist ukrainischer Spionagechef, Held der ukrainischen Bevölkerung – und wird immer problematischer. Mit seinen jüngsten Vergleichen mit Reizfiguren der ukrainischen Geschichte schadet er dem Land.
Publiziert: 29.06.2023 um 17:05 Uhr
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Aktualisiert: 29.06.2023 um 22:39 Uhr
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Kyrylo Budanow ist erst seit rund drei Jahren Spionagechef der Ukraine – und schon jetzt einer der wichtigsten Beamten im Land.
Foto: Wikipedia / president.gov.ua
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Chiara SchlenzAusland-Redaktorin

Kyrylo Budanow (37) ist der jüngste Spionagechef der Ukraine und spielt eine grosse – und immer problematischere – Rolle im Ukraine-Krieg. Er hat erst kürzlich zugegeben, dass der Kiewer Geheimdienst Attentate auf russische Propagandisten verübt hat. Laut «The Economist» ist er für eine Reihe von immer dreisteren Operationen innerhalb Russlands verantwortlich. Kein Wunder, dass es «mindestens zehn» Anschläge auf ihn gab, schreibt das britische Magazin.

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Der letzte dieser Anschläge fand am 29. Mai statt, als Russland die ukrainische Hauptstadt Kiew mit Raketen und Drohnen angriff. Auch Budanows Büro im Wohnviertel Rybalskij wurde attackiert. In der Folge erklärten einige russische Propagandisten ihn für tot. Etwa zwei Wochen nach seinem angeblichen Tod, am 11. Juni, meldete sich Budanow in einem Video zu Wort. Darin reagierte er auf die Berichte über seinen Tod – mit fragwürdigen Worten.

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«Eine Truppe von Unsterblichen wird in die Träume der russischen Bürger eindringen und ihnen einen Albtraum bereiten.»
Kyrylo Budanow (37), ukrainischer Spionagechef
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In einem Exklusivinterview mit der ukrainischen Zeitung «Kyiv Post» erklärt er: «Jetzt wird in der Ukraine eine Spezialeinheit unsterblicher Kommandanten geschaffen – Waleri Saluschni, ich, Stepan Bandera, Symon Petljura, Ivan Masepa», sagt er und fährt fort: «Eine Truppe von Unsterblichen wird in die Träume der russischen Bürger eindringen, die die Ukraine mitten in der Nacht übernehmen wollten, und ihnen einen Albtraum bereiten.»

Die Aussage kann nicht nur als eine Drohung gegen Russland interpretiert werden. Seine Erklärung enthält auch brandgefährliches Material: General Budanow stellt sich auf eine Stufe mit einigen der umstrittensten Persönlichkeiten der ukrainischen Geschichte.

Bandera (1909-1959) zum Beispiel ist eine Reizfigur. Er galt als Nationalist, als Rechtsextremist, der mit der Ermordung von Zehntausenden von Menschen in Zusammenarbeit mit den deutschen Nazis in Verbindung gebracht wird. Petljura (1879-1926), ein weiteres Beispiel, war von 1917 bis 1920 Alleinherrscher der Ukraine. Er soll eine wichtige Rolle bei antisemitischen Ausschreitungen gespielt haben, die Historikern zufolge Zehntausende von Opfern forderten.

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Spionagechef Budanow wird unberechenbar

Mit diesen Vergleichen – ob beabsichtigt oder nicht – läuft Budanow Gefahr, die «Entnazifizierungs»-Propaganda der russischen Regierung zu befeuern, mit der sie ihren Einmarsch in die Ukraine teilweise rechtfertigt.

Und nicht nur das: Budanow wird in seiner Rhetorik und seinen Handlungen immer unberechenbarer und extremer. Geleakte CIA-Dokumente haben gezeigt, dass die US-Behörde den ukrainischen Spionagechef davon abhalten musste, am Jahrestag der russischen Invasion einen Angriff auf Moskau zu befehlen. Und die zunehmenden Angriffe auf russischem Boden haben bei den westlichen Verbündeten der Ukraine die Sorge geweckt, den Bären zu sehr zu reizen – und eine nukleare Reaktion auszulösen.

Ungeachtet der Kontroversen ist Budanow für die ukrainische Bevölkerung ein Star. Im Februar dieses Jahres gab es gar Gerüchte, dass Präsident Wolodimir Selenski (45) ihn zum Verteidigungsminister ernennen und damit Oleksii Resnikow (57) ablösen würde. Und dank der Geschichten über seinen Tod ist er zu einer Art Held aufgestiegen. Laut «The Economist» könnte Budanow nach dem Ende des Krieges eine grosse politische Rolle in der Ukraine spielen.

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