Darum gehts
- Masernausbruch in den USA führt zu Todesfällen bei ungeimpften Kindern
- US-Gesundheitsminister Kennedy Jr. lässt weiterhin klare Haltung missen
- Über 600 Maserninfektionen in den USA, davon knapp 500 in Texas
Für die Beerdigung der Schülerin Daisy Hildebrand (†8) am vergangenen Sonntag war der US-Gesundheitsminister Robert F. Kennedy Jr. (71) extra nach Texas gereist. Gesprochen hat er bei der Zeremonie allerdings nicht. «Meine Absicht war es, in aller Stille hierherzukommen, um die Familien zu trösten und der Gemeinde in ihrem Schmerz beizustehen», schrieb er stattdessen auf der Plattform X.
Hildebrand war am 3. April an einem durch Masern verursachten Lungenversagen gestorben. Masern sind eine hochansteckende Viruserkrankung, sie können tödlich verlaufen oder bleibende Schäden verursachen, gelten aber seit Jahrzehnten als heilbar. Zwei Teilimpfungen gegen Masern-Mumps-Röteln sind die effektivste Methode, eine Erkrankung und somit einen tödlichen Verlauf der Krankheit zu 97 Prozent zu verhindern. Daisy Hildebrand war nicht geimpft.
Es ist bereits der dritte Maserntod in den USA in diesem Jahr. Zwei weitere Todesfälle wurden bestätigt – ebenfalls Kinder, ebenfalls in Texas, ebenfalls ungeimpft. Einen weiteren Todesfall verzeichnete der benachbarte Bundesstaat New Mexiko, wie die University of Minnesota in einem Lagebericht zur nationalen Situation schreibt.
Mehr als 600 Infektionen – 500 alleine in Texas
Wie kann es sein, dass Menschen im Jahr 2025 in einem hoch entwickelten Land wie den USA noch an Masern sterben müssen? Drei Faktoren mögen seit der Corona-Pandemie dazu beigetragen haben, dass in diesem Jahr bereits mehr als 600 Maserninfektionen in den Vereinigten Staaten gemeldet wurden, doppelt so viele wie im letzten Jahr – knapp 500 davon alleine im Bundesstaat Texas.
Zum einen war es die Skepsis in der Corona-Pandemie gegenüber dem damals nur wenig erforschten Impfstoff gegen das SARS-CoV-2-Virus, die in einer allgemeinen Impfskepsis in den USA führte. Befeuert wurde diese vom damals und heute amtierenden US-Präsidenten Donald Trump (78) und seinem teils laxen Umgang mit der Pandemie. Zuletzt war es die Ernennung Kennedys zum Gesundheitsminister, der als ausgesprochener Impfskeptiker gilt.
Zu Beginn des Ausbruchs im Süden des Landes hatte Kennedy die Zahlen heruntergespielt und als «nicht ungewöhnlich» bezeichnet und die Behandlung gefährdeter Kinder mit Vitamin A und Lebertran zur Vorbeugung von Masern propagiert. Einige Kinder landeten daraufhin im Krankenhaus, nachdem sie toxische Mengen des Vitamins zu sich genommen hatten.
Läuterung? – fraglich
Doch jüngst schien Kennedy Jr. seine Meinung gegenüber Impfungen geändert zu haben: «Die wirksamste Methode, die Verbreitung von Masern zu verhindern, ist die MMR-Impfung», schrieb er wieder auf X. Ganz zum Ärger seiner zum Teil radikalen Anhängerschaft. Gleichzeitig hat er davon Abstand genommen, eine allgemeine Impfung in Gemeinden zu empfehlen, in denen sich das Virus nicht ausbreitet.
Pete Hildebrand, überzeugter Impfgegner und Vater der verstorbenen Daisy, hielt derweil in einem Interview an seiner Meinung fest und sagte, er wisse, dass der Wirkstoff nicht wirksam sei, weil einige Familienmitglieder geimpft wurden und die Maser bei denen viel schlimmer gewesen seien als bei einigen seiner Kinder.
Sorge vor der nächsten Pandemie
Wie ebenso bekannt wurde, hatte Kennedy Jr. nach der Beerdigung mit der Familie Hildebrand zu Abend gegessen, hiess es. Eine Impfempfehlung vonseiten des Gesundheitsministers blieb laut Pete Hildebrand jedoch aus. Eine klare Haltung und Läuterung ist beim Zögling des berühmten Kennedy-Clans, bei dem er eher als verlorener Sohn gilt, nicht zu erkennen.
Hinzu kommt, dass das US-Gesundheitsministerium auf Anordnung von Kennedy 10'000 Vollzeitstellen streicht. Langfristig solle die Zahl der Vollzeitbeschäftigten von 82'000 auf 62'000 reduziert werden. Dazu zählen Wissenschaftler, leitende Angestellte, Ärzte sowie Inspektoren. Ein Viertel der Belegschaft soll demnach abgebaut werden. Ob die USA im Falle einer nächsten Pandemie gut genug aufgestellt sein wird, ist damit fraglich.