Warum die USA wegen Robert F. Kennedy Jr. gerade um Fluorid streiten
Macht das US-Trinkwasser die Kinder dumm?

Trumps Kandidat für das Gesundheitsministerium, Robert F. Kennedy Jr., will die Beimischung von Fluorid im US-Trinkwasser beenden. Kennedy gilt zwar als Verschwörungstheoretiker, doch auch die Schweiz hat heute in Bezug auf Fluorid eine ganz andere Praxis.
Publiziert: 17.11.2024 um 17:31 Uhr
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Aktualisiert: 18.11.2024 um 14:17 Uhr
Robert F. Kennedy Jr. (70) will mit der Fluoridierung von Trinkwasser aufhören.
Foto: keystone-sda.ch

Auf einen Blick

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Daniel JungRedaktor News

In den USA wird heute der Grossteil des Trinkwassers mit Fluorid versetzt, in der Schweiz und den umliegenden Ländern nicht. Hierzulande wird Kochsalz mit Fluorid angeboten, auch Zahnpasta und weitere Zahn-Pflegeprodukten werden mit dem Spurenelement ergänzt.

In den USA will nun Robert F. Kennedy Jr. (70), von Donald Trump als Gesundheitsminister nominiert, die Fluoridierung des Trinkwassers beenden. In der «New York Times» wird diese Haltung als «Fringe Opinion» kritisiert, als Randmeinung. Andere Medien sagten, Kennedy schüre «unbegründete Ängste». Doch Kennedy hat hier nicht einfach eine verrückte Trump-Idee. In den USA wird seriös über Fluorid geforscht und gestritten – und die dortige Praxis unterscheidet sich deutlich von der Schweiz und ihren Nachbarländern.

Das hat Kennedy gesagt

«Wir brauchen kein Fluorid in unserem Wasser», sagte Kennedy kürzlich beim US-Radiosender NPR. «Es ist eine sehr schlechte Art, es in unser System zu bringen.» Kennedy, ein erklärter Impfgegner, spricht sich also nicht grundsätzlich gegen Fluorid aus, das auch in den USA in vielen Zahnpasten enthalten ist.

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Der einst parteilose US-Präsidentschaftsbewerber und erklärte Impfgegner Robert F. Kennedy Jr. (70) soll Gesundheitsminister in der künftigen US-Regierung werden.
Foto: keystone-sda.ch

Noch vor der Wahl hatte Kennedy auf X angekündigt: «Am 20. Januar wird das Weisse Haus unter Trump alle Wasserversorgungssysteme in den USA anweisen, Fluorid aus dem Wasser zu entfernen.» Fluorid sei ein «Industrieabfall, der mit Arthritis, Knochenbrüchen, Knochenkrebs, IQ-Verlust» und weiteren Erkrankungen in Verbindung gebracht werde.

Was ist Fluorid?

Tatsächlich wird mit Fluorid auf der Welt unterschiedlich umgegangen. Wissenschaftlicher Konsens ist, dass das Spurenelement Fluorid (Fluorsalz) zur Stärkung der Zähne und zur Verringerung von Karies beiträgt.

In den USA wird es deshalb seit 1945 dem Trinkwasser zugesetzt. Heute leben etwa 70 Prozent der Bevölkerung in Gebieten mit fluoridiertem Leitungswasser.

Die Entscheidung über den Zusatz von Fluorid wird auf lokaler Ebene getroffen. Trumps Regierung kann also nicht direkt entscheiden, aber Empfehlungen abgeben.

Dem Hahnenburger wird kein Fluorid beigesetzt

In der Schweiz wurde die letzte Trinkwasserfluoridierung im Jahr 2003 eingestellt – in Basel. Heute wird in der Schweiz Kochsalz fluoridiert, und es ist in Mundpflegeprodukten enthalten.

Die Schweizerische Zahnärzte-Gesellschaft schreibt: «Ihre Wirkung zum Schutz der Zähne entfalten Fluoride am besten, wenn sie lokal angewendet werden – zum Beispiel mit einem beim Zahnarzt verabreichten Fluoridgel oder einer speziellen Kinderzahnpasta.» So könne das Fluorid optimal wirken, ohne die Gefahr der Überdosierung.

«Verminderter IQ bei Kindern»

Die US-Gesundheitsbehörde hatte 2015 die empfohlene Menge im Wasser gesenkt. Im August 2024 veröffentlichte das National Toxicology Program der USA einen Bericht, der «mit mässiger Sicherheit» zum Schluss kam, dass höhere Fluoridbelastungen durchweg mit einem niedrigeren IQ bei Kindern verbunden seien.

Im September kam darauf ein Bundesrichter in San Francisco zum Schluss, dass Fluorid im Trinkwasser «ein unangemessenes Risiko für einen verminderten IQ bei Kindern darstellt». Die Umweltschutzbehörde müsse dagegen etwas tun.

Auch in den USA bezweifeln nun manche Experten, dass Fluorid weiterhin in Wassersystemen benötigt wird. Zwar zeigte sich in Israel, wo die Fluoridierung 2014 eingestellt wurde, dass die Zahl der Zahnbehandlungen bei Kleinkindern anstieg. Jedoch kann ausreichende Versorgung auch anders sichergestellt werden – wie in der Schweiz.

US-Gesundheit: Eine Baustelle

Dieser Punkt im Programm von Robert F. Kennedy Jr. ist also nicht einfach aus der Luft gegriffen. In anderen Bereichen, etwa beim Thema Masern-Impfung, weicht Kennedy aber weit vom medizinischen Forschungsstand ab.

Klar ist aber auch: In der amerikanischen Bevölkerung gibt es riesige Gesundheitsprobleme. Die USA haben weltweit einen der höchsten Anteile von Menschen mit Übergewicht und Fettleibigkeit. Zudem ist die Lebenserwartung tiefer als in anderen Industrieländern, während die Gesundheitskosten hoch sind. Probleme, die der nächste Gesundheitsminister anpacken könnte, sind also vorhanden.

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