Eine Polizeimeldung schockt England: «Mutter wegen des Todes ihrer eigenen Tochter in Brighton verurteilt.» So lautet die Überschrift zu einem Fall, der von den Ermittlern in der südenglischen Grafschaft Sussex am Freitag veröffentlicht wurde.
Dabei geht es um das Geständnis der erst 19-jährigen Verphy K.*, die für den Tod ihres 20 Monate alten Kindes verantwortlich sei. Fast eine Woche lang hat die Engländerin das Kleinkind demzufolge alleine zu Hause eingesperrt gelassen, während sie selber auf mehreren Partys war. Eine Tragödie, die das Mädchen nicht überlebte.
Tochter starb nach sechs Tagen, 21 Stunden und 58 Minuten in Einsamkeit
Der schreckliche Vorfall ereignete sich bereits im Dezember 2019: Während sie ihre Tochter alleine in der Wohnung in der Stadt Brighton zurückliess, machte sich Verphy K. auf ins rund 100 Kilometer entfernte London, um dort feiern zu gehen. In der Hauptstadt schmiss K. eine eigene Geburtstagsparty und zog mit Freunden noch weiter zu anderen Anlässen.
Sechs Tage, 21 Stunden und 58 Minuten lang war ihr kleines Kind währenddessen auf sich alleine gestellt, ohne dass sich jemand um das Mädchen gekümmert hätte. Dann starb die Tochter von K. – verwahrlost und am Ende verhungert. Wie aus der Polizeimeldung hervorgeht, hatte K. den Notruf gewählt, als sie von ihrem mehrtägigen Exzess-Ausflug aus London zurückgekehrt war und ihre regungslose Tochter in der Wohnung entdeckt hatte. Doch für das Kind kam jede Hilfe zu spät. Schon bei der Ankunft im Spital erklärten es die Ärzte für tot.
Ermittler enttarnen die Lüge der Mutter
In den Wochen danach will Verphy K. nichts von einer Schuld am Tod der eigenen Tochter wissen. In der Version, die sie der Polizei erzählt, sei K. mit Ausnahme eines kurzen Besuchs in London immer in der Wohnung bei ihrem Kind gewesen.
Doch die Aussagen der jungen Mutter werden von den Ermittlern schliesslich Stück für Stück zerpflückt. Zeugenaussagen, Aufnahmen von Überwachungskameras und Handyaufzeichnungen protokollieren den mehrtägigen Partyausflug von K. bis ins Detail. So zeigt sich, dass es sich Verphy K. auch nicht nehmen liess, einen Abstecher ins noch nördlicher gelegene Coventry zu machen, um auch dort an einer Party dabei zu sein. All das, während die 20 Monate alte Tochter alleine daheim noch um ihr Leben kämpfte.
«Untersuchungen waren besonders erschütternd»
Im vergangenen März folgte dann das Geständnis von Verphy K. und die langwierigen Untersuchungen konnten zu einem Ende kommen. Chef-Ermittler Andy Wolstenholme wird in der nun erschienenen Polizeimitteilung dazu so zitiert: «Die Untersuchung dieses Falls war für mein Team und mich besonders erschütternd und hat auch bei Verphys Familie und vielen anderen grosse Trauer ausgelöst.»
Wolstenholme hofft, dass das Geständnis der Mutter dem Rest der Familie bei der Trauerbewältigung helfe. «Indem sie sich schuldig bekennt, akzeptiert K. die schrecklichen Entscheidungen, die sie traf, als sie ihr Kind über einen so langen Zeitraum allein und schutzlos zurückliess. Und sie akzeptiert die Lügen, die sie Freunden, Familienangehörigen und Fachleuten erzählte, um die Vernachlässigung ihrer Tochter zu vertuschen.» (cat)
* Name bekannt