Diese Fotos von der Front in der Ukraine sind anders. Sie zeigen nicht nur den Krieg in seiner Schrecklichkeit, sondern auch süsse Katzen. «Wenn man immer nur ernsthaft vom Krieg berichtet, wenden die Menschen sich irgendwann ab», sagt Yosyp Husak (24) aus Charkiw zum «Tagesspiegel».
Dafür hat er auf Instagram einen eigenen Account mit dem Namen «Ukrainian War Cats» («Ukrainische Kriegskatzen») erstellt. Der Leiter einer Werbeagentur teilt dort Fotos, Videos und Memes, auf denen die Vierbeiner zu sehen sind. Zum Beispiel in zerstörten Häusern oder auf den Schultern von Soldaten.
Laut Husak kommen diese Schnappschüsse von Rettungsaktionen oder Begegnungen an der Front besonders gut an. «Katzen aus den befreiten ukrainischen Gebieten und solche, die während des Beschusses gerettet wurden, werden von bis zu einer halben Million Nutzern geteilt.»
Fast 14'000 Likes für ein Katzenbild
Husak will mit seinem Account vor allem Menschen ansprechen, die sich nicht primär für Politik interessieren. Laut eigener Aussage kommen inzwischen 80 Prozent der Follower des Accounts aus Europa, den USA oder anderen Ländern. Das sei zu Beginn noch anders gewesen, als vor allem ukrainische Personen auf seinen Account stiessen. Nun will er den Ausländern vom Krieg erzählen und gleichzeitig seine Landsleute psychisch unterstützen.
Über 17'000 Menschen folgen dem Account mittlerweile. Tendenz steigend. Als die ukrainische Armee Cherson zurückeroberte, teilte Husak das Bild einer weissen Katze neben einer Person in Militäruniform. Die «Deoccupied Cat» («befreite Katze») bekam fast 14'000 Likes.
Bei der Community kam ausserdem ein Bild vom 26. November gut an. Es zeigt eine Soldatin, die eine Katze streichelt. Im Hintergrund sind zerstörte Wohnhäuser zu sehen. In der Beschreibung steht «Mission Pochukh Complete». Mit «Pochukh» könnte einerseits das Streicheln oder Kraulen des Tieres gemeint sein oder es ist der Name des Tieres.
«Sieg der Ukraine, ihren Kämpfern und Büsi»
Im Feed finden sich auch immer wieder Aufnahmen aus ukrainischen Privathaushalten. Wie dieses hier. Die Beschreibung lautet «Morgen wird besser».
Ein Video zeigt ein Tierbaby in der Tasche eines Soldaten, ein anderes, wie eine Fellnase einer Person ein High Five gibt.
Die Bilder spenden Trost und geben Hoffnung. Und sie sind eine willkommene Ablenkung, wie es in den Kommentaren heisst. Neben Lob für die Katzenfotos finden sich auch unterstützende Worte für die Soldaten an der Front. «Sieg der Ukraine, ihren Kämpfern und Katzen» schreiben die Nutzer oder «ich bete für euch».
Die russische Regierung sponsert Youtuber und steckt viel Geld in das russischsprachige soziale Netzwerk VKontakte, erklärt Husak. «Wir haben andere Ziele», betont er. Den Menschen in der Ukraine ginge es, anders als den Russen, eher darum, mit Humor schwere Dinge zu bewältigen. Er will mit seinem Account darauf aufmerksam machen, «dass eine Menge guter Künstler, Musiker und kreativer Menschen in der Ukraine leben.» (nad)