Teronlyfans
Wie zwei junge Frauen mit Nacktbildern gegen die Russen kämpfen

Mit Nacktfotos gegen die russischen Invasoren kämpfen – zwei junge Frauen in der Ukraine sammeln mit Teronlyfans Geld für ihre Streitkräfte. Ausziehwillige haben schon einen schöne Summe zusammengebracht. Mit Porno, betonen die Frauen, habe das nichts zu tun.
Publiziert: 10.08.2022 um 01:17 Uhr
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Aktualisiert: 10.08.2022 um 10:12 Uhr
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Die ukrainische Künstlerin Anastasia Kutschmenko (l.) und die gebürtige Weissrussin Nastya Nasko haben Teronlyfans gegründet.
Foto: The Kyiv Independent / zVg

Nicht zu verwechseln mit dem erotischen bis pornografischen Webdienst Onlyfans: Zwei findige Frauen in der Ukraine haben Teronlyfans ins Leben gerufen. Das ist ebenfalls ein Erotikportal, doch weit weniger gewagt und für einen guten Zweck. Das Motto von Teronlyfans: Ukrainische Ausziehwillige sammeln Geld für ihre Truppen.

Die erotischen Fotos haben bereits umgerechnet rund 700'000 Franken zusammengebracht. Das Geld erhalten die Streitkräfte der Ukraine für ihren Kampf gegen die russische Invasion.

Die Idee dazu hatten zwei junge Frauen: die ukrainische Künstlerin Anastasia Kutschmenko (26) und Nastya Nasko (23), eine gebürtige Belarussin. Seit Beginn der russischen Invasion haben mehrere Dutzend Frauen und auch Männer Aktfotos von sich auch Teronlyfans hochgeladen.

Teronlyfans wird zur Bewegung

Kutschmenko und Nasko stellen klar: Hier gibt es keine Pornografie wie auf Onlyfans, das immerhin Namensgeber für das Projekt ist. Teronlyfans setzt sich aus zwei Wörtern zusammen: Teroborona, das ist die Territorialverteidigung der Ukraine, die kurz vor der russischen Invasion am 1. Januar 2022 gegründet wurde. Unabhängig vom ukrainischen Heer, besteht Teroborona aus Reservisten sowie ukrainischen und internationalen Freiwilligen. Menschen jeglichen Alters und unterschiedlichster Herkunft kämpfen in dieser Art Bürgerwehr. Sie alle eint der Wille, die Russen zurückzuschlagen.

Der zweite Teil des Wortes: Onlyfans, bekannt für gewagte Inhalte.

Teronlyfans, sagt Kutschmenko, sei auch eine Widmung an den Mut aller Verteidiger. Auch viele ihrer Künstler- und Musikerfreunde hätten zu den Waffen greifen und sich Teroborana anschliessen müssen.

Projekt aus Verzweiflung gegründet

Mitgründerin Nasko lebt seit drei Jahren in der Ukraine, wie «Kyiv Independent» berichtet. Nach Belarus könne sie schon länger nicht mehr zurück. Dort drohe ihr als Regimeverräterin Haft oder sogar die Todesstrafe. Als der Krieg ausbrach, war sie gerade mit ihrer Freundin Kutschmenko in den Ferien in Kroatien.

Sie konnten nicht in die Ukraine zurück, also gingen sie nach Polen. Dort gründeten sie Anfang März Teronlyfans, das inzwischen zu einer «Bewegung» geworden sei. «Wir haben diese Bewegung am Rande eines Witzes und der Verzweiflung gegründet», so Kutschmenko.

Zunächst veröffentlichten sie nur ihre eigenen Fotos, um Geld für ihre Streitkräfte zu sammeln. Dann wurden auch andere auf Teronlyfans aufmerksam. Darunter auch Ilona. Sie habe kein Geld gehabt, das sie der Armee hätte spenden können, erzählt Ilona.

«Bin froh, dass meine Nacktfotos jemandem helfen»

Sie sei selber überrascht gewesen, dass ihre Fotos so viele Spenden einbringen. Seit März hat sie umgerechnet fast 19'000 Franken für das ukrainische Militär gesammelt. «Ich liebe meine Nacktbilder und bin froh, dass sie jemandem helfen können.»

Teronlyfans hat auch Kritiker. Das sei alles unmoralisch, tadeln sie. Aber auch Oleksandra, die bereits mehr als 14'000 Dollar gesammelt hat, meint: «Teronlyfans beweist, dass Nacktbilder schön und nützlich sein können.»

Kutschmenko betont: «Wir sind keine Sexarbeiterinnen, die Fantasien von Leuten erfüllen.» Sagt ihre Freundin Nasko: «Wenn man bei einem wohltätigen Anlass Gebäck kauft, stellt man auch keine zusätzlichen Forderungen. Man nimmt, was angeboten wird, und hilft dem Land.» (kes)

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