Auf einen Blick
- Israel greift in Syrien an. Ziel: Zerstörung von Waffen
- UNO-Experten bezeichnen Israels Vorgehen als «völlig gesetzlos»
- Über 500 Luftangriffe auf Syrien seit Assads Flucht
Nach dem Sturz des Assad-Regimes hatte Israel damit begonnen, schwere Angriffe in Syrien zu fliegen. Die Luftangriffe galten Forschungszentren, Waffenlagern, der Marine sowie Flughäfen und der Luftflotte. Auch die syrische Luftabwehr wurde mit den Angriffen in Damaskus, Homs, Hama, Latakia und Daraa ausser Betrieb gesetzt.
In der Nacht auf Montag erschütterte dann eine riesige Explosion die Hafenstadt Tartus im Nordwesten des Landes, wobei erneut ein Waffenlager zerstört worden sein soll. Die Angriffe waren so schwer, dass israelischen Medien zufolge ein Erdbeben vor der Küste Syriens registriert wurde.
Vorgehen ist «völlig gesetzlos»
Über 500 Mal soll die Luftwaffe Syrien seit der Flucht von Machthaber Baschar al-Assad (59) bombardiert haben. Das Ziel ist klar: Israel will möglichst viele Waffen zerstören, bevor sie in die Hände von potenziellen Feinden geraten. An einem Konflikt mit Syrien «haben wir kein Interesse», sagte Benjamin Netanyahu (75) am Wochenende in einem Telefongespräch mit Donald Trump (78). Jedoch sei Syrien jahrzehntelang ein «aktiver Feindstaat» gewesen und habe Israel wiederholt angegriffen.
UN-Experten bezeichnen das Vorgehen derweil als «völlig gesetzlos». Es gebe «absolut keine völkerrechtliche Grundlage, um ein Land, das man nicht mag, präventiv (...) zu entwaffnen», so UN-Sonderberichterstatter für die Förderung der Menschenrechte, Ben Saul.
«Haben ein Zeitfenster geschaffen»
Allem voran hat sich Israel die Luftverteidigung und Radarsysteme vorgenommen. Die Freiheiten im syrischen Luftraum könnte die Armee bald nutzen, um den Erzfeind Iran und dessen Atomprogramm anzugreifen. Dieser hat mit Assad einen seiner wichtigsten Verbündeten verloren.
Aus Militärkreisen hiess es, dass Israel derzeit zusammen mit weiteren Sicherheitsdiensten einen Plan für einen Angriff auf das iranische Atomprogramm ausarbeite. Mit einer Bombardierung am 26. Oktober habe man sich zudem «ein Zeitfenster geschaffen, um gegen den Iran vorzugehen», sagte Israels Verteidigungsminister Yoav Galant (66) zur «Washington Post».
Gemeinsamer Angriff mit USA möglich
«Iran ist so schwach wie seit vielen, vielen Jahren nicht mehr», zitiert «Der Spiegel» Iran-Analyst Raz Zimmet. Die Flugabwehr sei «verkrüppelt» und mit dem Aus des Assad-Regimes hätten die Mullahs ihr «logistisches Drehkreuz und ihre strategische Tiefe verloren». Zudem besteht zwischen Israel und der Schiitenmiliz Hisbollah seit Ende November eine Waffenruhe.
Abzuwarten bleibt, was die neue US-Regierung unter Trump mit Amtsantritt am 20. Januar unternimmt. Der designierte Präsident hat bereits angekündigt, «maximalen Druck» auf den Iran ausüben zu wollen. Dies könnte durch wirtschaftliche Sanktionen auf Ölverkäufe geschehen. Ali Khamenei, der Oberste Führer des Iran, könnte sich auf Verhandlungen mit Trump einlassen.
Bau einer Atomwaffe dauert mindestens sechs Monate
Ob und wann die USA für einen Angriff auf den Iran grünes Licht geben, wird sich in den kommenden Monaten zeigen. Dann wäre auch ein koordinierter Angriff von Israel zusammen mit den USA möglich.
Und was macht der Iran? Möglich ist, dass er seine Strategie der in der Region verteilten Schattenarmeen anpasst und beispielsweise Waffen über Jordanien ins Westjordanland liefert, wie die «Der Spiegel» berichtet. Ein anderer Weg könnt der Schritt zur Atombombe sein. Jedoch dürfte laut Experten nur schon die Produktion einer einfachen Atomwaffe «mindestens sechs Monate dauern».