Ein nackter Mann hockt auf einem Felsen, hält einen langen Stock in der Hand. Sein Körper scheint komplett mit Haaren überwachsen zu sein. Oder ist es Dreck?
Seit fünf Jahren berichten Spaziergänger im deutschen Landkreis Harz immer wieder über seltsame Begegnungen mit einem «Wolfsmenschen». Die Gestalt treibt sich im Wald bei der Ortschaft Blankenburg herum, hinterlässt Feuerstellen und provisorische Hütten. Unlängst hat eine Augenzeugin den Mann fotografiert.
Für «Bild» hat ein Survival-Experte nun die Aufnahme analysiert. «Der Mann auf dem Foto ist tief verbunden mit der Natur», sagt René Golz (53), der seit 33 Jahren Überlebenstrainings anbietet. «So wie er da sitzt und auf den Boden malt, wirkt er wie ein Schamane. Das ist wie ein Blick in die Vergangenheit. Ich ziehe meinen Hut vor diesem Mann und habe grössten Respekt.»
Stock hat wichtige Funktion
Golz kennt das Geheimnis um das wolfsähnliche Aussehen des Mannes. Er habe sich die Haut mit Schlamm oder Kohle eingerieben, um sich vor Sonnenbrand und Mückenstichen zu schützen. Das sei gängige Praxis in der Survival-Szene.
Der Stock, den der «Wolfsmensch» mit sich herumträgt, ist Golz zufolge sozusagen dessen Feuerzeug. Indem der Mann ein Ende des Stabs auf einer Fläche dreht, kann er ein Feuer entzünden. Für den Survival-Experten ist dies ein klarer Hinweis dafür, dass der «Wolfsmensch» zur Steinzeit-Szene gehört. Die Anhänger dieser Bewegung versuchen, ohne moderne Hilfsmittel zu leben.
Keine feste Hütte, keine Pfeile oder Schlingen
Golz glaubt allerdings nicht, dass der Mann dauerhaft im Wald lebt. Vielmehr hält er ihn für einen Freizeit-Aussteiger, der in der Natur Kraft sammelt. Im Winter bräuchte er eine feste Hütte zum Überleben, argumentiert Golz. Bisher wurden aber nur provisorische Verschläge gefunden.
Ausserdem hat offenbar bisher niemand Pfeile oder Schlingen in der Gegend entdeckt. Der Survival-Experte geht daher nicht davon aus, dass der «Wolfsmensch» wildert. Golz: «Die Natur bietet vieles, und mit Beeren, Wurzeln und Kräutern kann man sich ernähren, doch ohne Proteine klappt es auf Dauer nicht.» (noo)