Streik am grössten Containerhafen des Königreichs – im Königreich droht Massenarmut
Die Briten fürchten sich wieder vor leeren Regalen

Am grössten britischen Containerhafen sind 1900 Beschäftigte in einen Streik getreten, der acht Tage lang dauern soll. Es wird nicht der einzige Streik bleiben. Die Angst vor einer Massenarmut wächst.
Publiziert: 22.08.2022 um 15:03 Uhr
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Aktualisiert: 22.08.2022 um 15:09 Uhr
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In Felixstowe legen riesige Containerschiffe an – 2000 im Jahr.
Foto: keystone-sda.ch

1900 Beschäftigte des Hafens Felixstowe an der englischen Ostküste haben am Sonntag für acht Tage ihre Arbeit niedergelegt. Aufgerufen zum Streik hatte die Gewerkschaft Unite, nachdem eine Einigung mit dem Arbeitgeber, der Felixstowe Dock and Railway Company, gescheitert war.

In Felixstowe werden jährlich vier Millionen Container von 2000 Schiffen abgefertigt. Fast die Hälfte des britischen Containerverkehrs geht durch diesen Hafen und 65 Prozent der ankommenden Container.

Die Angestellten geben sich mit den angebotenen sieben Prozent mehr Lohn sowie einer einmaligen Zahlung von 500 Pfund (570 Franken) nicht zufrieden. Die Inflation kletterte im Juli auf über zehn Prozent, die durchschnittliche Lohnerhöhung in Grossbritannien liegt bei fünf Prozent.

Massiver Ausfall

Sharon Graham (53), Unite-Generalsekretärin, warf den Arbeitgebern vor, die Profite von Aktionären über das Wohl der Arbeitnehmer zu stellen. Es sei klar, dass «die Erzielung von Multi-Millionen-Pfund-Gewinnen und Dividenden priorisiert» werde, statt den Arbeitern einen angemessenen Lohn zu zahlen.

Durch den Streik am grössten britischen Containerhafen wird es zu Waren-Engpässen und Preiserhöhungen kommen. Der Streik dürfte den Händlern – betroffen sind vor allem die Kleidungs- und Elektronikbranche – einen Schaden von 800 Millionen Pfund (rund 910 Millionen Franken) bescheren.

Das nimmt Unite bewusst in Kauf. Die Gewerkschaft kündigte an, der beginnende Streik werde «massive Schockwellen» durch die britischen Lieferketten senden. Sie hat angekündigt, dass auch in Liverpool die Hafenarbeiter die Arbeit niederlegen wollten.

Die Briten erinnern sich mit Schaudern an die Corona-Zeit zurück, als sie wegen Lieferengpässen vor leeren Regalen standen.

Weitere Streiks geplant

In Grossbritannien herrscht derzeit eine der schlimmsten Lebenshaltungskosten-Krisen seit Jahrzehnten. Besonders im Energiesektor explodieren die Preise – zurzeit können rund sechs Millionen Gas- und Stromrechnungen nicht bezahlt werden. Und das, bevor die energieintensive Winterzeit angebrochen ist.

Obwohl mit einer Massenarmut gerechnet wird, streiken auch andere Branchen. Für den August haben Angestellte der Post, das Telekommunikationswesen, Juristen und Mitarbeiter von Entsorgungsbetrieben Streiks angekündigt. Vergangene Woche hatten Bahnangestellte die Arbeit niedergelegt. (gf)

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