Das grösste Atomkraftwerk Europas, Saporischschja, ist aktuell eine der grössten Sorgen im Ukraine-Krieg. Seit Wochen wird das AKW mit seinen sechs Reaktoren von russischer und ukrainischer Seite beschossen. Von russischer Seite wird die Angst vor einem atomaren Super-GAU immer weiter geschürt – insbesondere von der Sprecherin des russischen Aussenministeriums, Maria Sacharowa (46), wie «Bild» berichtet.
Im Zusammenhang mit dem Aussetzen der Visa-Erleichterungen für Russen der EU droht sie: «Ich beobachte, dass die EU jetzt mit einer wichtigeren Entscheidung beschäftigt ist, nämlich ob sie den Russen Visa ausstellen soll oder nicht. Aber Strahlung hat keinen Reisepass. Sie braucht keinen Reisepass, um Grenzen zu überschreiten. Wenn in Saporischschja etwas passiert, wird es nicht um Visa, Pässe oder Grenzen gehen.»
Doch damit nicht genug – sie wirft der EU vor, sich zu wenig mit der Angelegenheit zu befassen. «Aus unerfindlichen Gründen zeigt sich die Europäische Union wenig besorgt über diese Angelegenheit. Die liberalen europäischen Regimes haben eine Menge selbstzerstörerischer und selbstmörderischer Entscheidungen getroffen. Vielleicht ist dies eine weitere Münze im Sparschwein.»
Schoigu dementiert russischen Beschuss von AKW
Derweil dementiert der russische Verteidigungsminister Sergei Schoigu (67), dass Russland schwere Waffen im besetzten Atomkraftwerk Saporischschja in der Südukraine stationiere. «Ich erkläre verantwortungsvoll, dass wir keine schweren Waffen auf dem Gelände des Kernkraftwerks oder in den angrenzenden Gebieten haben», sagte er am Freitag in Moskau.
Schoigu beschuldigte die Ukraine, seit Mitte Juli regelmässig die Infrastruktur des AKW mit westlichen Waffen angegriffen zu haben. In seiner auf dem Telegram-Kanal des Ministeriums verbreiteten Rede sprach er von 29 Angriffen seit dem 18. Juli. Es seien insgesamt 120 Granaten abgefeuert worden. Die Ukraine macht dagegen Russland für die Angriffe verantwortlich. Die Angaben der Kriegsparteien lassen sich nicht unabhängig überprüfen.
IAEA will dauerhafte Mission in Saporischja
Die IAEA will derweil eine dauerhafte Mission in dem von Russland besetzten Atomkraftwerk Saporischschja im Süden der Ukraine etablieren. Das sagt IAEA-Chef Rafael Grossi (61) in einem auf Twitter veröffentlichten Video-Statement. Am Mittwoch sagte Grossi noch, die Inspektion solle zunächst einige Tage dauern.
«Ich habe gerade einen ersten Rundgang durch die Schlüsselbereiche absolviert», sagt Grossi in dem Video. Es gebe noch viel zu tun. Neun Experten einschliesslich Grossi verliessen am Nachmittag das Gelände und fuhren zurück in ukrainisch kontrolliertes Gebiet, fünf blieben für weitere Untersuchungen vor Ort in dem Kraftwerk. (chs/SDA)