Die Menschen in Chicago befürchten, dass ein Serienkiller durch die US-Stadt streift. Seit Anfang letzten Jahres wurden zehn Männern und sechs Frauen aus dem Chicago River und dem Lake Michigan geborgen.
Die Polizei geht trotz der vielen Leichen und Auffälligkeiten nicht von einem Zusammenhang aus. Im Vordergrund würde jeweils ein Unfall oder Suizid stehen. Doch jetzt spricht die ehemalige FBI-Agentin Tracy Walder (41), was viele Einwohner der Metropole denken. «Ich glaube nicht an so viele Zufälle. Für mich gibt es klare Anhaltspunkte, dass die Todesserie das Werk eines Serienkillers ist», sagt sie zur «New York Post».
Zuletzt wurde die Leiche von Noah E.* (†26) am 17. Juni aus dem Wasser gezogen. Der 26-Jährige verschwand nach einem Rockkonzert spurlos. Seine Familie verlangt jetzt eine Aufklärung durch die Polizei. Bislang ist unklar, wie der junge Mann ums Leben kam. Seine Familie hat private Ermittler engagiert, um «Gerechtigkeit für Noah zu finden», wie sein Vater auf einer Spendenseite schreibt. «Noah war nicht der Erste, der plötzlich verschwand und dann aus dem Fluss gezogen wurde. Wir hoffen, er wird der letzte sein!», so Nicole W.*, die Freundin von Noah E., zur «New York Post».
«Ein Indiz dafür, dass mehr dahintersteckt»
Im März 2022 wurde Kathleen M.* (46) als erste Tote aus dem Wasser gezogen. Zwei der insgesamt sechs weiblichen Leichen und eine der insgesamt zehn männlichen Leichen konnte bislang nicht identifiziert werden. Die Todesursache lautete in den meisten Fällen «Ertrinken» oder «ungeklärt» – wobei bei der Hälfte die Art und Weise von Gerichtsmediziner als «nicht feststellbar» eingetragen wurde. Zwei der Fälle – Karina A.* (†31) und Anthony R.* (†23) – wurden als Selbstmorde zu den Akten gelegt. Bei zwei weiteren Toten aus dem Dezember 2022 – Peter S.* (†25) und Krzysztof S.* (†21) – soll es laut Polizei-Insidern Aufnahmen von Überwachungskameras geben, wonach beide «unter Alkoholeinfluss stehenden Männer allein den Lake Michigan entlang gelaufen sind».
Bleiben noch zwölf Tote übrig. Woraus Ex-Bundespolizistin Walder schliesst, dass es sich um Gewalttaten handeln könnte. «Wir haben ‹Todes-Cluster› – mehrere Fälle innerhalb eines kurzen Zeitraums. Das ist nach meinen Erfahrungen ein Indiz dafür, dass mehr dahintersteckt.» Hinzu würde kommen, dass ein Serienkiller «forensische Beweise ideal verwischen kann, in dem er seine Opfer ins Wasser wirft».
Das Chicago Police Department hat bislang eine Stellungnahme zur Serienkiller-Theorie verweigert. Walder fordert, dass «zumindest die Möglichkeit bei den Ermittlungen mit in Betracht gezogen wird – weil zu viele gleiche Muster einfach kein Zufall sein können.» (jmh)
* Namen bekannt