Spur führt in die Niederlande
Polizei löst Rätsel zur tödlichen Schampus-Sause

Was als Champagner-Sause anfing, endete mit einem Toten und sieben Verletzen: Party-Gäste aus Bayern wurden im Februar mit Ecstasy vergiftet! Wie kam die Droge in die Flasche?
Publiziert: 01.03.2022 um 22:58 Uhr
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Aktualisiert: 01.03.2022 um 23:00 Uhr
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In Weiden in Bayern kam es am 11. Februar zu einem tragischen Vorfall.
Foto: keystone-sda.ch

Eigentlich wollten sie gemütlich Champagner trinken und den TV-Auftritt eines Freundes feiern. Der Partyabend nahm aber eine tragische Wende: Statt Champagner zu trinken wurden die Freunde mit purem Ecstasy vergiftet.

Harald Z.* (†52) überlebte die Nacht nicht. Sieben weitere Personen kamen ins Spital. Seit der tödlichen Schampus-Sause am 11. Februar im bayerischen Weiden suchte die Polizei eine Erklärung dafür, wie die Drogen in die Flasche kommen konnten. Jetzt hat das Rätseln ein Ende. Wie die «Bild» schreibt, konnte die Polizei den Fall auflösen.

Champagner wurde auf eBay erworben

Nach dem tragischen Vorfall wurden der Wirt des La Vita und seine Mitarbeitenden von der Polizei überprüft und entlastet.

Dem Hersteller zufolge wurde die Doppel-Magnumflasche Moët & Chandon Ice Imperial Jeroboam 2017 in Epernay (F) abgefüllt und ausgeliefert – vermutlich in die Niederlande.

Nach Angaben von «Bild» erwarb ein Champagner-Liebhaber aus der Region Weiden die Flasche auf der Online-Plattform eBay. Dies soll zwei Jahre später gewesen sein. Stolz postete der Mann – ausgerechnet ein Justizbeamter – Videos seiner Schampus-Bestände auf Facebook.

Ecstasy befand sich schon lange in der Flasche

Als Harald Z. für die Schampus-Party bereits im Voraus in seinem Stammlokal La Vita eine Drei-Liter-Flasche Champagner für 750 Euro bestellte, trat der Barkeeper mit dem Schampus-Liebhaber in Kontakt und kaufte ihm eine Flasche für 490 Euro originalverpackt in einer Holzkiste ab.

Harald Z. und seine Freunde ahnten nichts Böses. Zu diesem Zeitpunkt befand sich das Ecstasy aber längst in der Flasche. Dies ergab eine Untersuchung der Flüssigkeit, in der ein Abbauprodukt der Droge nachweisbar war.

«Das Ecstasy war bereits kristallisiert, also schon sehr alt», so der leitende Oberstaatsanwalt Gerd Schäfer (64) zu «Bild». Da die Flasche und die Gläser weiss gefärbt waren, entging es den Party-Gästen, dass die Flüssigkeit nicht wie Champagner aussah.

Niederlande mit grössten MDMA-Laboren

Bereits 2019 hatte die australische Grenzpolizei 32 Flaschen Moët & Chandon aus dem Verkehr gezogen. Alle Flaschen waren randvoll gefüllt mit Ecstasy – und wurden aus den Niederlanden geliefert.

In den Niederlanden kam es auch schon zu einer Champagner-Vergiftung von vier Menschen. Die Flasche trug dieselbe Chargennummer wie in Weiden. Die Ermittlungen konzentrieren sich deshalb nun auf die Niederlande. Mutmasslich werde dort die grösste Menge an flüssigem MDMA (besser bekannt als Ecstasy) hergestellt. Die Champagner-Flaschen würden als Gefässe benutzt, um die Drogen zu schmuggeln.

Offenbar unterlief den Schmugglern dabei ein Fehler – und die Flaschen gerieten in den normalen Handel. (dzc)

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