Mit Plastiksack erstickt
Korrupter Thai-Polizeichef foltert Drogenhändler zu Tode

Unfassbarer Skandal in Thailand, der die seit jeher als hochkorrupt berüchtigte Polizei erschüttert: Ein Polizeichef erstickte einen Drogenhändler mit Plastiksäcken. Dies beim Versuch, den Verhafteten um umgerechnet Zehntausende von Franken zu erpressen.
Publiziert: 26.08.2021 um 08:35 Uhr
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Aktualisiert: 27.08.2021 um 05:53 Uhr
Thitisan Utthanaphon (39), Polizeichef von Nakhon Sawan, foltert einen Drogendealer zu Tode. Er versuchte so Zehntausende von Franken vom Verhafteten zu erpressen.
Foto: Video-Screenshot

In Thailands Medien machen schreckliche Bilder die Runde: Eine Sicherheitskamera auf einem Polizeiposten in Nakhon Sawan hat im Detail gefilmt, wie der Polizeichef und einige Helfer einen verhafteten Drogendealer zu Tode foltern. Neun Minuten dauert der Todeskampf. Der Polizeichef stülpt dem jungen Mann gleich mehrere Plastiksäcke über den Kopf. Zieht diese zu. Das Opfer erstickt elendig. Dies beim Versuch der Polizisten, zwei Million Baht von dem 24-jährigen Chiraphong Thanaphiphat zu erpressen. Chiraphong wehrte sich noch verzweifelt. Bald liegt er tot am Boden, ratlos beugen sich die Polizisten über ihn.

Der Dealer war mit 100'000 Ecstasy-Pillen erwischt worden. Erst hatte der Polizeichef laut thailändischen Medienberichten eine Million Baht vom Verhafteten gefordert, umgerechnet 28'000 Franken. Dann verdoppelte er den Betrag auf zwei Millionen. Schliesslich führt der Polizeichef einen luxuriösen Lebensstil. Bei einer Durchsuchung seines Anwesens später wurden 13 Importwagen im Wert von umgerechnet 2,8 Millionen Franken konfisziert – darunter Porsches, Lamborghinis, Ferraris und Mercedes-Benz-Modelle. Dies bei einem Monatslohn von 1200 Franken.

Informant fürchtet um sein Leben

Der jetzt per Haftbefehl ausgeschriebene Polizeichef Thitisan Utthanaphon (39) trägt wegen seiner Vorliebe für Luxuskarossen auch den Spitznamen «Jo Ferrari». Inzwischen wurden fünf seiner Komplizen geschnappt, der Haupttäter bleibt auf der Flucht. Dies, weil ein Nachwuchspolizist die Videoaufnahmen einem Anwalt ausgehändigt hat. Mit der Bitte, den Polizeichef des Landes persönlich zu unterrichten und seinen korrupten Vorgesetzten schnellstmöglich zu verhaften. Sonst werde er als Verräter gleich selber noch ermordet.

Die ebenfalls verhaftete Freundin des Dealers hatte die Polizei laufen lassen. Sie musste versprechen, nicht zu petzen. Das nahm ihr dann der junge mutige Polizist ab. Der muss jetzt als «Kameradenschwein» um sein Leben fürchten. Dies, obschon sich selbst Regierungschef Prayuth Chan-ocha (67) persönlich des Falles angenommen hat. Dabei wird auch der Regierung des Putschgenerals von 2014 das Eliminieren von Regierungsgegnern vorgeworfen. Unlängst tauchte eine Liste mit Namen von Regimekritikern auf, die ins Exil geflohen und inzwischen spurlos verschollen sind.

Gejagter stellt sich

Zur Mordtat am Drogendealer war es am 6. August gekommen. Die Täter versuchten den Mord noch zu verschleiern. Polizeichef Thitisan forderte seine Untergebenen auf, eine Überdosis als Todesursache anzugeben. Dem zuständigen Spital wurde gesagt, der Dealer habe bei einer Razzia zu fliehen versucht, sei gestürzt und habe das Bewusstsein verloren.

Am späten Donnerstag hat sich der gejagte Polizeichef ergeben und seinen Kollegen gestellt. Zum Schock vieler in Thailand wurde Thitisan dabei noch die Möglichkeit gegeben, sich bei einer Pressekonferenz zu verteidigen. Er sagte: «Ich gebe zu, dass das, was ich getan habe, falsch war, und ich werde akzeptieren, was auch immer das Gericht entscheidet. Es kann mich zu einer lebenslangen Haftstrafe verurteilen.»

Er habe aber «nicht die Absicht» gehabt, «ihn zu töten, ich will nur meine Arbeit für die Menschen tun, um die jungen Menschen vor der Drogensucht zu schützen.» Überhaupt habe er «ihm den Plastiksack nur auf den Kopf gesetzt, weil ich nicht wollte, dass er mein Gesicht sieht». (kes)

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