Nach 26 Jahren Ehe hatte sich Johnson im vergangenen Jahr von seiner zweiten Frau Marina Wheeler getrennt - die Scheidung läuft noch. Seitdem macht der 55-Jährige aus seiner Beziehung mit Carrie Symonds, der deutlich jüngeren ehemaligen Kommunikationschefin seiner Konservativen Partei keinen Hehl, auch wenn ihr Privatleben eher privat blieb.
Polizei rückte wegen Streit aus
Zumindest bis Juni: Da hatte das Paar in ihrer Wohnung im Süden Londons einen heftigen nächtlichen Streit, der die Polizei auf den Plan rief und ihre Beziehung schlagartig ins Rampenlicht zerrte.
Nachbarn riefen die Polizei, doch hatte der Streit keine weiteren Folgen. Allerdings soll das Paar seitdem nicht mehr unter der Adresse anzutreffen sein.
Spätestens seit der Episode ergehen sich die britischen Medien in Spekulationen über Symonds künftige Rolle - und Wohnsitz. Johnson aber weicht bisher Fragen zu seinem künftigen Privatleben aus: «Ich spreche nicht über die Menschen, die ich liebe», sagte er noch vergangene Woche bei einem Auftritt vor Tory-Mitgliedern.
Wer ist Carrie Symonds?
PR-Frau Symonds hält ebenfalls ihren Mund. Die Tochter des «Independent»-Mitgründers Matthew Symonds und einer früheren Medienanwältin, mit der Matthew Symonds eine Affäre hatte, gilt als versierter Kommunikations-Profi.
Nach ihrem Studium der Theaterwissenschaft und Kunstgeschichte begann sie 2010, in verschiedenen PR- oder Marketing-Jobs für die Konservativen zu arbeiten.
Mit Johnson enger zu tun hatte sie zwei Jahre später, als sie seine erfolgreiche Kampagne zur Wiederwahl als Londoner Bürgermeister mitbetreute. Im vergangenen Jahr verliess sie die Parteizentrale, seitdem engagiert sie sich für die Meeresschutzorganisation Oceana im Kampf gegen Plastikmüll.
Die Boulevard-Zeitung «Daily Mail» berichtete kürzlich, sie sei aus der Parteizentrale ausgeschieden, weil sei ihre Ausgaben allzu eigenmächtig gehandhabt habe - und weil sie Medien mit Geschichten versorgt haben soll, die Johnsons Vorgängerin Theresa May in ein schlechtes Licht rückten. Ein Freund der 31-Jährigen wies das zurück und sprach von einer «Schmutzkampagne» von Johnsons Gegnern.
Medienberichten zufolge sind Johnsons persönliche Berater geteilter Meinung darüber, wie sich das künftige Power-Paar der Öffentlichkeit präsentieren soll.
Johnson ist immer noch verheiratet
Bereits die Frage, ob sie gemeinsam für das erste Foto vor Number 10 posieren, sorgt für Uneinigkeit: Einige fürchten protokollarische Probleme, denn Johnson ist ja noch nicht geschieden. Andere glauben, das könnte die Aufmerksamkeit allzu zu sehr auf Johnsons Reputation als notorischer Fremdgänger lenken.
Mit seiner Noch-Ehefrau Wheeler hat der 55-Jährige vier Kinder; ihre älteste Tochter ist gerade mal fünf Jahre jünger als seine jetzige Partnerin. Eine weitere Tochter stammt aus einem Seitensprung vor zehn Jahren. Während einer gerichtlichen Auseinandersetzung um deren Geburt tauchte der Vorwurf auf, er habe ein weiteres uneheliches Kind. Ob das stimmt, ist bis heute nicht klar - Johnson selbst äussert sich nicht.
Medienberichten zufolge wollen er und seine junge Partnerin im kommenden Jahr heiraten, wenn die Scheidung durch ist. Einige seiner Berater plädieren dafür, dass sie sich als Paar bis dahin eher bedeckt halten.
Welche Rolle übernimmt Symonds?
«Wir ringen noch damit», sagte einer von ihnen «Daily Mail». «Einige halten es einfach für unangemessen, wenn sie jetzt schon Arm in Arm mit ihm auf der Treppe steht. Sie wollen, dass sie erst nach und nach eingeführt wird.»
Andere glauben, Carrie Symonds könnte von Anfang an eine wichtige Rolle in der Downing Street übernehmen. Sie halten es für ihr Verdienst, dass der für seine schnoddrigen Bemerkungen und sein schlampiges Outfit berüchtigte Politiker in den vergangenen Monaten deutlich staatsmännischer auftritt. (SDA)
Der neue Parteichef der britischen Konservativen, Boris Johnson, übernimmt am Mittwoch das Amt des Premierministers. Der Nachfolger von Theresa May hat sich festgelegt: Bis zum 31. Oktober wird Grossbritannien aus der EU ausscheiden. Wie denkt der neue Premier über wichtige politische Themen?
Iran-Konflikt
Johnson hat bisher keine Anzeichen dafür gezeigt, dass er die europäische Linie verlassen und auf den harten Kurs von US-Präsident Donald Trump einschwenken könnte. Das von den USA aufgekündigte Atomabkommen mit dem Iran hat er zwar als zusehends brüchiger bezeichnet und von Wegen gesprochen, das «zerstörerische Verhalten» des Iran im Zaum zu halten. Die Rückkehr zur Diplomatie sei dafür aber der richtige Weg. Eine Militäraktion unterstütze er nicht.
Proteste in Hongkong
Johnson stellte sich an die Seite der Demonstranten, als diese in der britischen Ex-Kolonie Proteste gegen ein Gesetzesvorhaben demonstrierten, das Auslieferungen an China erleichtert hätte. Die Protestierenden bewegten sich innerhalb ihrer Rechte, sagte Johnson: Er unterstütze sie und werde sich gerne für sie einsetzen.
Huawei und 5G-Netz
Eine Entscheidung über die Beteiligung des chinesischen Technologiekonzerns Huawei am Ausbau des britischen 5G-Netzes wurde durch Mays Rücktrittserklärung auf Eis gelegt. Johnson hat erklärt, Investitionen aus anderen Ländern könnten zwar erhebliche Vorteile mit sich bringen. Aber er werde keine Kompromisse auf Kosten der nationalen Sicherheits-Infrastruktur machen.
Er werde nichts tun, das die Fähigkeit der Geheimdienste zum Informationsaustausch im Rahmen des Fünf-Augen-Paktes der USA, Grossbritanniens, Kanadas, Neuseelands und Australiens (Five Eyes) beeinträchtige. Die USA fordern, Huawei wegen Sicherheitsbedenken vom 5G-Ausbau auszuschliessen.
Beziehungen zu den USA
Johnson will enge Beziehungen zu den USA aufrechterhalten. Sein Bemühen um US-Präsidenten Donald Trump war offenkundig, als er den bisherigen britischen Botschafter Kim Darroch in Washington nicht gegen US-Kritik verteidigte. Trumps Äusserungen über vier demokratische US-Kongressabgeordnete mit Migrationshintergrund nannte Johnson inakzeptabel, bezeichnete sie aber nicht als rassistisch.
Britische Wirtschaft
Johnson hat angekündigt, er werde Milliardensummen für öffentliche Dienstleistungen, Infrastruktur und Steuersenkungen aufwenden. Die Ausgaben für Bildung, Verkehr, superschnelles Breitband und Polizei sollen erhöht und ein Lohnerhöhungsstopp im öffentlichen Dienst beendet werden.
Johnson sieht nach eigenen Worten einen «fiskalischen Spielraum» von 27 Milliarden Pfund. Dabei bezieht er sich auf das Ziel der britischen Regierung für die Höhe des Haushaltsdefizits und der mittlerweile projizierten tatsächlichen Höhe des Defizits. «Ich bin bereit, Kredite aufzunehmen, um bestimmte grosse Ziele zu finanzieren, aber insgesamt werden wir die steuerliche Verantwortung wahren», sagte Johnson.
Steuersenkungen
Johnson sieht Raum für Steuersenkungen. Er will die Schwelle anheben, ab der der höhere Satz der Einkommensteuer fällig wird. Auch die Einkommensgrenze, ab der Beiträge zur Sozialversicherung gezahlt werden, soll steigen. (SDA)
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Am 23. Juni 2016 stimmten 51,9 Prozent der Briten für den Austritt aus der EU. Seitdem findet ein langwieriger Prozess der Kompromissfindung zwischen britischer Politik und der EU statt. Am 31. Januar 2020 treten die Briten offiziell aus der EU aus. Behalten Sie den Überblick im Brexit-Chaos mit dem Newsticker von Blick.ch.
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