Spektakulärer Gefangenentausch mit Deutschland?
Putin will seinen Tiergarten-Mörder zurück

Tiergarten-Mörder Wadim Krasikow ist in Deutschland zu lebenslanger Haft verurteilt. Nun versucht Russland-Präsident Wladimir Putin erneut, ihn mithilfe eines Gefangenentauschs nach Hause zu holen.
Publiziert: 12.09.2023 um 12:10 Uhr
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Aktualisiert: 12.09.2023 um 12:43 Uhr
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Wladimir Putin will einen ganz bestimmten Mann aus Deutschland wieder heimholen.
Foto: keystone-sda.ch

Wadim Krasikow (58) ist zu lebenslanger Haft verurteilt. Der Russe hat im August 2019 im Kleinen Tiergarten in Berlin (D) Selimchan Changoschwili (1979–2019) eiskalt ermordet. Der in Georgien geborenen Tschetschene kämpfte im Tschetschenien-Krieg an der Seite von Separatisten-Milizen und gilt in Russland als Terrorist.

Seine Ermordung passierte am helllichten Tag. Der Täter näherte sich auf dem Velo von hinten seinem Opfer und schoss zweimal mit einer Schalldämpfer-Pistole. Als Changoschwili am Boden lag, schoss Krasikow ihm noch mal in den Hinterkopf. Im Auftrag des russischen Geheimdienstes FSB, wie das Gericht Ende 2021 urteilte. Wegen dieser Umstände ist eine vorzeitige Entlassung praktisch ausgeschlossen, berichtete der «Spiegel».

Krasikows Tausch schon lange gewünscht

Doch genau das versucht nun Wladimir Putin (70) in die Wege zu leiten. Er sei sehr daran interessiert, die Rückkehr von Krasikow nach Russland im Rahmen eines Gefangenentauschs zu bewirken. Das berichtet das «Wall Street Journal» («WSJ») unter Berufung auf westliche Regierungsvertreter.

Es ist nicht das erste Mal, dass der Kreml Krasikow, dessen Urteil die russische Regierung als «politisch motiviert» bezeichnet, auf seine Tausch-Wunschliste setzt. Bereits 2021, kurz vor der Urteilsverkündung, soll Putin Nikolaj Patruschew (72, Chef des Sicherheitsrates) angewiesen haben, entsprechende Schritte zu unternehmen.

Bei den Verhandlungen zur Freilassung der Basketballerin Brittney Griner (32) hatte Russland ebenfalls signalisiert, den Tiergartenmörder im Gegenzug zurückkriegen zu wollen. Griner kam Ende vergangenen Jahres aus dem Gefängnis frei – im Austausch gegen den Waffenhändler Wiktor But (56). Die USA hatten damals offenbar abgelehnt, sich in Angelegenheiten von Deutschland einzumischen.

Deal für Deutschland heikel

Jetzt soll Washington seine Meinung aber geändert haben. Denn in Russland sind derzeit der Journalist Evan Gershkovich (32) sowie der Ex-Soldat Paul Whelan (53) inhaftiert. Whelan wurde noch vor dem Ukraine-Krieg wegen angeblicher Spionage zu 16 Jahren Haft verurteilt. Gershkovich wurde im März 2023 in Russland festgenommen. Ihm wird zur Last gelegt, geheime Informationen über Russlands Rüstungskomplex für US-Stellen gesammelt zu haben. Seine U-Haft wurde bis November verlängert. Der Biden-Regierung ist viel daran gelegen, die beiden US-Bürger zu befreien.

Doch Krasikow spielt für Putin dem Bericht zufolge eine noch viel grössere Rolle. Deswegen könnte es gar zu einem multilateralen Gefangenenaustausch kommen, bei dem auch Alexej Nawalny (47) zu den entsprechenden Kandidaten gehört. Der berühmteste Oppositionspolitiker Russlands sitzt seit 2021 hinter Gittern.

Deutschland hatte sich noch nicht dazu geäussert, ob Krasikows Austausch in Betracht gezogen werde. Doch für Berlin wäre ein solcher Deal politisch äusserst heikel, glauben die Quellen von «WSJ». Denn der Tiergartenmord hat in der Bevölkerung grosse Empörung ausgelöst. (man)

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