Die Lage im Kosovo ist angespannt wie schon lange nicht mehr. Schulen sind geschlossen, Strassen blockiert und militärische Truppen an der serbisch-kosovarischen Grenze stationiert – der Norden des Landes ist zum Pulverfass geworden.
Einen weiteren kriegerischen Konflikt in Europa will kaum jemand – auch das Aussendepartement (EDA), das am Montag per Twitter Serbien und den Kosovo dazu aufforderte, «unverzüglich Massnahmen zu ergreifen, die zur Deeskalation der Situation führen können». Wie Recherchen der «NZZ am Sonntag» nun zeigen, beliess es das EDA nicht nur bei Appellen.
Diskrete Gespräche, um Gewalt abzuwenden
Im Bestreben, weitere Eskalationen im Konflikt zu verhindern, vermittelt die Schweiz diskret hinter den Kulissen. So hat das EDA Mitte November Vertreter beider Länder in der Schweiz empfangen. «Ein solches Treffen fand eine Woche nach dem Rückzug der Serben aus den kosovarischen Institutionen statt», bestätigte eine EDA-Sprecherin gegenüber der «NZZaS».
Das Treffen sei kein Einzelfall gewesen. Seit 2015 unterstütze die Schweiz die Europäische Union bei den Vermittlungen zwischen Serbien und dem Kosovo. Derartige Treffen abseits der Öffentlichkeit seien wichtig, um Vertrauen zu schaffen und politische Fragen zu behandeln: «Das ermöglicht diskrete Direktkontakte, beispielsweise um das Ausbrechen von Gewalt zu verhindern», schreibt das EDA.
Geändertes Balkan-Programm für Armee-Chef
Welches Gefahrenpotenzial birgt der Konflikt? Während derzeit diverse Einschätzungen die Runde machen, bezeichnet der Bundesrat die Situation gegenwärtig als «stabil», wie es in einer Medienmitteilung heisst. Diese sei allerdings «nach wie vor durch Volatilität gekennzeichnet».
Diese Unsicherheit spiegelt sich auch in einer kurzfristigen Programmänderung der Armee wider: Während Armeechef Thomas Süssli (56) zwar an seinem Truppenbesuch auf dem Westbalkan festhält, sei das Programm dennoch angepasst worden. Ursprünglich sei ein Besuch der Delegation im Nordkosovo vorgesehen gewesen. Dieser falle nun aus. (bab)