Hochwasser flutet ganze Strassen
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Unwetter in Spanien:Hochwasser flutet ganze Strassen

Spanier schildert Überlebenskampf gegen die Fluten
«Ich wollte nicht sterben»

Nach sintflutartigem Regen und Überschwemmungen in Spanien sind allein in der Region Valencia über 60 Menschen ums Leben gekommen. Die Situation ist dramatisch, wie Überlebende berichten.
Publiziert: 30.10.2024 um 12:46 Uhr
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Aktualisiert: 30.10.2024 um 14:00 Uhr
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Teile Spaniens versinken im Chaos.
Foto: keystone-sda.ch

Auf einen Blick

  • Flutkatastrophe in Spanien fordert zahlreiche Menschenleben
  • Antonio überlebte, indem er sich an einem Zaun festhielt
  • Mehr als 60 Tote und ein entgleister Zug
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«Als ich mich am Zaun festhielt, riss die Strömung meine Kleidung weg. Ich konnte mich nicht bewegen. Ich fing an zu schreien, weil ich merkte, dass ich nicht durchhalten würde. Ich wollte nicht sterben», sagt Antonio aus Paiporta in der Provinz Valencia zum spanischen Sender Radio À Punt. Er hat die Flutkatastrophe in Spanien überlebt.

Starker Regen hat am Dienstag für Überschwemmungen im Land gesorgt. An einem Tag war stellenweise mehr Regen gefallen als sonst in einem ganzen Monat. Strassen verwandelten sich in reissende Flüsse, Dutzende Autos wurden weggeschwemmt. Bislang hat die Hochwasser-Katastrophe mehr als 60 Menschen das Leben gekostet.

Neben der Provinz Valencia im Osten des Landes an der Mittelmeerküste waren auch andere beliebte Urlaubsregionen wie Andalusien von Unwettern betroffen. In Alora in der südlichen Region Andalusien retteten Einsatzkräfte mit Hubschraubern Menschen aus Autos und Häusern, nachdem ein Fluss über die Ufer getreten war. In Andalusien entgleiste laut Regionalregierung auch ein Hochgeschwindigkeitszug mit 276 Passagieren, es gab jedoch keine Verletzten.

«Ich bin wiedergeboren»

Antonio kam gerade von der Arbeit und war mit dem Auto unterwegs, als er von den Wassermassen überrascht wurde. «Das Wasser floss mit brutaler Geschwindigkeit vorbei. Ich stieg aus dem Autofenster und wurde gegen einen Zaun geschleudert», erinnert sich Antonio.

Er konnte sich mit letzter Kraft am Zaun halten. Andere flüchteten sich auf die Autodächer. Antonio hatte Glück, wie er selber sagt. «Zum Glück half mir ein Mann in einen Lastwagen.» Ansonsten wäre er mitgerissen worden. Er will gar nicht daran denken, was sonst passiert wäre. Drei Stunden harrten die Männer im Lastwagen aus. Dann begann der Wasserpegel langsam zu sinken. Das Schlimmste war überstanden. «Ich bin wiedergeboren», sagt Antonio nach dem furchtbaren Erlebnis. 

Regierung setzt Krisenstab ein

Das spanische Parlament in Madrid hielt am Mittwoch eine Schweigeminute für die vielen Opfer ab. Spaniens König Felipe VI. (56) äusserte sich auf X «tief betrübt» über die vielen Flutopfer und sprach den Angehörigen sein Beileid aus. Er wünschte allen Betroffenen «Kraft, Mut und alle Hilfe, die notwendig ist».

Die spanische Regierung in Madrid setzte wegen der Überschwemmungen einen Krisenstab ein, der am späten Dienstagabend erstmals zusammentrat und eine auf Rettungseinsätze spezialisierte Militäreinheit nach Valencia entsandte. Nach seiner Rückkehr von einem offiziellen Besuch in Indien wollte Spaniens Regierungschef Pedro Sánchez (52) am Mittwoch eine weitere Sitzung des Krisenstabs leiten. Er rief die Bevölkerung im Onlinedienst X auf, den Anweisungen der Behörden Folge zu leisten: «Seien Sie sehr vorsichtig, und vermeiden Sie unnötige Reisen.»

Die Regenfälle in Spanien sollten den Vorhersagen zufolge bis mindestens Donnerstag anhalten. Nach Angaben von Meteorologen wurde das Unwetter von kalter Luft ausgelöst, die sich über das warme Wasser des Mittelmeers bewegte und so zu schwerem Regen führte.

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