«Spaltet die Gesellschaft»
Deutscher Impfkommissions-Chef lehnt allgemeine Corona-Impfpflicht ab

Der Vorsitzende der Ständigen Impfkommission in Deutschland, Thomas Merten, lehnt eine allgemeine Impfpflicht gegen das Coronavirus ab. Eine solche würde «die Gesellschaft spalten» und «zu viel Druck aufbauen».
Publiziert: 13.01.2022 um 19:20 Uhr
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Aktualisiert: 13.01.2022 um 19:29 Uhr
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Was die Stiko entscheide, passe nicht jedem, so Mertens.
Foto: imago images/IPON

Der Vorsitzende der Ständigen Impfkommission (Stiko), Thomas Mertens, lehnt eine allgemeine Corona-Impfpflicht ab. «Das spaltet die Gesellschaft, da wird zu viel Druck aufgebaut», sagte er den «Stuttgarter Nachrichten» und der «Stuttgarter Zeitung». Er setze auf weitere Überzeugungsarbeit und Aufklärung zur Impfung.

Es sei im Falle einer Impfpflicht nicht unbedingt zu erwarten, dass das «anvisierte Ziel auch wirklich erreicht werden kann», fügte Mertens hinzu. Eine gesetzliche Impfpflicht sei nur so viel wert, wie sie effektiv umgesetzt werden könne. «Was machen Sie mit jenen, die sich weigern?», fragte der Virologe. Diese Menschen würden sich womöglich auch von einem Bussgeld nicht umstimmen lassen. Ausserdem könne selbst eine schnelle Impfpflicht die aktuelle Corona-Welle nicht brechen.

Stiko immer wieder wegen Impf-Empfehlungen in Kritik

Mertens verteidigte zugleich die Arbeit der Stiko in der Pandemie. «Wir haben keine inhaltlichen Fehler gemacht, wir entscheiden nicht auf der Grundlage von Meinungen, sondern aufgrund sorgfältiger Bewertung aller verfügbaren Daten und Erkenntnisse», sagte er.

Deutschland leiste sich «den Luxus eines unabhängigen Expertengremiums», das ohne Rücksicht auf die Interessen der Politik oder der Pharmaindustrie Empfehlungen ausspreche. Was die Stiko entscheide, passe nicht jedem. «Doch zwischen Evidenz und gefühlter Wahrheit ist ein grosser Unterschied», sagte Mertens.

Die Stiko und ihr Vorsitzender waren immer wieder in die Kritik geraten wegen zurückhaltender und im internationalen Vergleich später Empfehlungen für Impfungen von Kindern oder Schwangeren sowie zum Zeitpunkt für Booster-Impfungen. (AFP/chs)

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