Versicherungsexperte Utermann malt ein unbequemes Szenario
Wer nicht geimpft ist, könnte bald für Behandlung zahlen

Versicherungsexperte Andreas Utermann malt ein unbequemes Szenario für Ungeimpfte: Diese könnten für die Behandlungskosten bei Erkrankung selbst aufkommen. Wer grössere Risiken eingeht, bezahlt bereits heute mehr Prämie – etwa beim Reisen oder Autofahren.
Publiziert: 12.01.2022 um 16:14 Uhr
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Aktualisiert: 12.01.2022 um 17:32 Uhr
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Wer sich nicht impfen lassen will, könnte bei Corona-Erkrankungen bald selbst in die Tasche greifen müssen.
Foto: imago images/Reichwein

Wer nicht geimpft ist, könnte seine Behandlung bald selbst berappen müssen. Mit dieser Überlegung beschäftigt sich Andreas Utermann in der «Financial Times». Der 56-Jährige ist Versicherungsexperte, arbeitete für Allianz Global Investors und wird im Frühjahr zum Präsidenten der Bank Vontobel ernannt.

Im Hinblick auf die Versicherungsprämien nimmt der Finanzexperte Impfverweigerer in die Mangel. «Eine Antwort auf das Dilemma, die den Gegnern der Impfpflicht vielleicht besser schmeckt, lässt sich finden, wenn man untersucht, wie Versicherungsmärkte Risiken bewerten», so Utermann. Sprich: Statt einer Einführung der Impfpflicht könnten Verweigerer selbst für die Behandlungskosten ihrer Corona-Erkrankung aufkommen.

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Auch Skifahrer und Raucher gehen Risiken ein

Die Risiken abzuwägen ist laut Utermann im Versicherungswesen bereits gängig: «Private Versicherungen bewerten das Verhalten ihrer Mitglieder, indem sie das Risiko auf individueller Basis einschätzen.» So bezahlen etwa Neulenker für ihre Autoversicherung mehr als ältere und erfahrene Lenker. Auch bei Reiseversicherungen wird diese Praxis angewendet: Wer risikoreiche Aktivitäten in den Ferien plant, bezahlt mehr für die Versicherung.

Im Gegenzug werden bei Grundversicherungen keine Unterschiede zwischen Radfahrern, Skifahrern, Rauchern, Neulenkern oder ungeimpften Personen gemacht. Doch wo soll man die Grenze ziehen? Gemäss Utermann dort, wo das Gesundheitswesen überlastet werden kann.

Knackpunkt Gesundheitssystem

«Die Auswirkungen einer Coronaerkrankung kann die Kapazitäten des Gesundheitssystems überfordern, oder zumindest seine Fähigkeit, allen Patienten ein akzeptables Versorgungsniveau zu bieten. Darin unterscheidet es sich grundlegend von den anderen Risikoverhaltensweisen», so Utermann. Der Blick auf Grossbritannien zeigt deutlich: Eine überwältigende Mehrheit jener, die «eine spezielle Krankenhausbehandlung benötigen», sind nur teilweise oder gar nicht geimpft.

Mit seinem Lösungsvorschlag würde Utermann jedoch die finanzielle Lage der Betroffenen berücksichtigen: Er würde die Kosten als Prozentsatz an das jährliche Einkommen der Patientinnen und Patienten anpassen. (knr)

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