Tausende Obdachlose – darunter Asylbewerber, Sexarbeiterinnen und Drogenabhängige – sollen aus der französischen Hauptstadt Paris gebracht werden. Der Grund: Sie sollen während der Olympischen Spiele nicht stören. Das veröffentlicht das Kollektiv «Le Revers de la Médaille» in einem Bericht.
In den letzten 13 Monaten sollen über 12'545 Menschen umgesiedelt worden sein, die sich in einer prekären Lage befinden. Seit April letzten Jahres werden in und um die Stadt Paris immer mehr Zeltlager abgebaut, in denen diese Menschen leben. Sie werden aus ihren gewohnten Netzwerken gerissen, in denen sie medizinische Versorgung und Unterstützung erhalten, berichtet der «Guardian».
Kollektiv fordert langfristige Lösung
Die hohe Zahl an Obdachlosen ist in Frankreich ein nationales Problem. Laut dem Bericht der Aktivisten braucht es in Frankreich mindestens 20'000 Wohnungen, um gegen die Obdachlosigkeit längerfristig anzukämpfen. Davon allein 7000 in der Region Île-de-France, wo die Olympischen Spiele stattfinden. Paul Alauzy, Koordinator für Gesundheitsüberwachung bei Médecins du Monde, spricht von einer «sozialen Säuberung». Letztes Jahr seien ausserhalb der Stadt provisorische Zentren eingerichtet worden, in die die Menschen mit Bussen gebracht werden. Für Alauzy ist das keine Lösung: «Wenn dies wirklich eine würdige Lösung für das Problem wäre, würden die Menschen darum kämpfen, in die Busse zu kommen. Das tun sie aber nicht. Wir sind dabei, diesen Menschen und denen, die sie unterstützen, das Leben unmöglich zu machen.»
Bürgermeisterin von Paris fordert Hilfe von Regierung
Auch die Politik äussert sich zu den Vorwürfen. Die Pariser Bürgermeisterin Anne Hidalgo (64) schätzt, dass in Paris etwa 3600 Menschen auf der Strasse leben. Laut Hidalgo ist es die Aufgabe der Regierung, Notunterkünfte für die Obdachlosen zur Verfügung zu stellen. Denn die Stadt mache schon genug, um Unterkünfte für Obdachlose zu finden. Laut ihrer Stellvertreterin Léa Filoche (46) legte die Stadt den Regierungsvertretern einen Plan für die Schaffung von 1000 Plätzen für Menschen in einer prekären Lage vor. Anfangs sicherte die Regierung 400 Plätze zu, nun seien es gerade mal noch 80. Die Regierung versichert hingegen, ihr Bestes zu tun – es fehle allerdings an Geld.