Sorge nach israelischem Vergeltungsschlag gegen Jemen wächst
Droht jetzt ein Flächenbrand?

Die israelische Armee griff am Samstag eine Stadt im Jemen an. Der Luftangriff war eine Reaktion auf eine tödliche Drohnenattacke in Tel Aviv. Nun wächst die Sorge vor einem regionalen Krieg. Die internationalen Stimmen zeigen: Der Konflikt spitzt sich weiter zu.
Publiziert: 21.07.2024 um 19:26 Uhr
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Aktualisiert: 21.07.2024 um 19:37 Uhr
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Riesiger Feuerball im Jemen. Nach dem israelischen Vergeltungsschlag auf den Hafen von Hodeida geben die Huthi-Rebellen an, sich auf einen langen Krieg vorzubereiten.
Foto: AFP

Nach dem israelischen Luftangriff im Jemen in Reaktion auf eine tödliche Drohnenattacke der proiranischen Huthi-Miliz in Tel Aviv wächst die Sorge vor einem Flächenbrand. Der Iran und Israel sprachen gegenseitig Warnungen aus. Israels «gefährliches Abenteurertum» könne einen regionalen Krieg auslösen, sagte der Sprecher des iranischen Aussenministeriums, Nasser Kanaani, laut der staatlichen Nachrichtenagentur Irna. Israels Regierungschef Benjamin Netanyahu (74) sprach vom Abwehrkampf gegen Irans «Terrorachse».

«Jetzt ist es an der Zeit, dass die internationale Gemeinschaft die Sanktionen gegen den Iran maximiert», forderte der israelische Aussenminister Israel Katz auf der Plattform X. Der Iran unterstütze, trainiere und finanziere die Huthi als «Teil seines regionalen Netzwerks von Terrororganisationen, die Israel angreifen wollen». Israel und seine Unterstützer wie die USA würden für «unvorhersehbare und gefährliche Folgen» des Gaza-Kriegs und Angriffe auf den Jemen «direkt verantwortlich sein», warnte der Sprecher des iranischen Aussenministeriums.

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Am frühen Sonntagmorgen fing Israels Raketenabwehr nach Militärangaben eine Boden-Boden-Rakete ab, die sich vom Jemen aus Israel genähert habe. Zuvor sei im Raum der südisraelischen Hafenstadt Eilat Raketenalarm ausgelöst worden, hiess es. Das Geschoss sei jedoch nicht in israelisches Gebiet eingedrungen. Berichte über Opfer gab es nicht.

Guterres besorgt über Gefahr einer Eskalation

Uno-Generalsekretär António Guterres (75) zeigte sich «zutiefst besorgt über die Gefahr einer weiteren Eskalation in der Region». Er rief «zur äussersten Zurückhaltung» auf. Israels Militär hatte zuvor nach eigenen Angaben militärische Ziele der Huthi-Miliz im Hafen von Hodeida angegriffen. Wie der Huthi-nahe Fernsehsender Al-Masirah in der Nacht unter Berufung auf die Gesundheitsbehörde berichtete, gab es dabei mindestens sechs Tote und über 80 Verletzte.

Auf Bildern waren gewaltige Brände zu sehen. Huthi-Sprecher hatten einen israelischen Angriff gegen «zivile Einrichtungen» im Jemen bestätigt. Ziele seien Öl- und Stromanlagen gewesen. «Von Beginn des Krieges an habe ich deutlich gemacht, dass Israel gegen alle vorgehen wird, die uns angreifen», sagte der israelische Ministerpräsident Netanyahu. Die Kampfjets hätten «militärische Ziele des Huthi-Terrorregimes im Gebiet des Hafens» ins Visier genommen, teilte die israelische Armee am Samstag mit. Am Freitag waren beim Einschlag einer aus dem Jemen kommenden Kampfdrohne im Zentrum von Tel Aviv ein Mann getötet und mindestens acht weitere Menschen verletzt worden.

Netanyahu droht weiter, USA mit «eisernem Bekenntnis»

Der Gegenschlag im Jemen «macht unseren Feinden klar, dass es keinen Ort gibt, den der lange Arm Israels nicht erreichen wird», sagte Netanyahu. Es sei die Antwort «auf Hunderte Attacken der letzten Monate auf Israel» gewesen, erklärte die israelische Armee. Über den Hafen von Hodeida seien Waffen aus dem Iran in das Land gelangt, sagte Netanyahu. Dies sei jetzt nicht mehr möglich, weil der Hafen weitgehend zerstört sei.

US-Verteidigungsminister Lloyd Austin sprach derweil mit seinem israelischen Amtskollegen über Israels Antwort auf den Drohnenangriff, wie ein Pentagon-Sprecher in der Nacht mitteilte. Israels Schlag sei auf monatelange Angriffe der Huthi gegen den Staat Israel hin erfolgt. Austin bekräftigte «das eiserne Bekenntnis der Vereinigten Staaten zur Sicherheit Israels und zum Recht Israels auf Selbstverteidigung».

Huthi: «Bereiten uns auf langen Krieg mit Israel vor»

Der Militärsprecher der Huthi-Miliz im Jemen, Jahia Sari, sagte unterdessen, man bereite sich auf einen «langen Krieg» mit Israel vor. «Die Konfrontation mit dem zionistischen Feind wird offen und ohne Grenzen sein, und wir werden uns an keinerlei Einsatzregeln halten», betonte er bei einer Ansprache am Sonntag. «Wir verkünden, dass der Angriff auf Jaffa (Tel Aviv) der Beginn der fünften Stufe der Eskalation ist», drohte er. «Der Feind ist nicht mehr sicher, nicht einmal im sogenannten Tel Aviv, und die Bedrohung wird anhalten.»

Die Miliz griff bislang vornehmlich Handelsschiffe vor der jemenitischen Küste an, die Bezug zu Israel haben, und handelt aus Solidarität mit den Palästinensern im Gaza-Krieg. Der Sprecher betont: «Das jemenitische Volk hat gegenüber dem palästinensischen Volk eine verantwortungsvolle Haltung eingenommen. Unser vorrangiges Ziel ist es, das unterdrückte palästinensische Volk zu verteidigen.» Die Huthi geben zudem an, sie würden ihre Attacken einstellen, wenn Israel den Krieg in Gaza beendet. 

Kooperation mit Hamas und Hisbollah

Mohammed al-Bukhaiti, ein hochrangiger politischer Vertreter der Houthis, sagte zudem gegenüber Al Jazeera, dass die Miliz nicht alleine agiert. «Es gibt auch gemeinsame Operationen zwischen uns und unseren Brüdern im Irak», so Bukhaiti zum Sender. Ebenso würden die Huthi mit der libanesischen Hisbollah und der palästinensischen Hamas koordinieren: «Die Koordination zwischen uns entwickelt sich weiter, und wir könnten einen Punkt der Vereinigung erreichen, um diesen Kampf gemeinsam gegen den zionistischen Feind zu führen.»

Im Jemen tobt seit Jahren ein Bürgerkrieg. Zudem herrscht eine schwere humanitäre Krise, in der etwa 80 Prozent der Bevölkerung auf humanitäre Hilfe angewiesen sind. Über den strategisch wichtigen Hafen von Hodeida am Roten Meer kamen vor dem Angriff nach Uno-Angaben etwa 70 Prozent aller Importe und 80 Prozent aller humanitären Hilfsgüter in das Land.

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