Vom Justizchef zum iranischen Präsidenten
So einflussreich war Hardliner Ebrahim Raisi (†63)

Nach dem Helikopter-Absturz in Iran wurde am Montagmorgen der Tod des Präsidenten Ebrahim Raisi bestätigt. Er galt als möglicher Nachfolger von Ali Chamenei.
Publiziert: 20.05.2024 um 07:02 Uhr
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Aktualisiert: 20.05.2024 um 08:56 Uhr
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Ebrahim Raisi ist tot.
Foto: IMAGO/ABACAPRESS

Ebrahim Raisi (†63) war seit August 2021 Präsident des Irans und galt als erzkonservativer Hardliner. Jetzt ist er bei einem Helikopter-Absturz tödlich verunglückt. Als Wunschkandidat und Protegé des Religionsführers Ajatollah Ali Chamenei (85) hatte er die Präsidentenwahl im Juni 2021 mit knapp 62 Prozent der Stimmen gewonnen. Raisi wurde damit offiziell Nachfolger des eher moderaten Hassan Ruhani, der nach zwei Amtsperioden nicht mehr antreten durfte.

Der 1960 in Maschad im Nordosten des Irans geborene Raisi galt innerhalb des islamischen Systems als sehr einflussreich. Er pflegte auch ein enges Verhältnis zu Chamenei. Laut Verfassung war Raisi Regierungschef, während die eigentliche Macht auf das Staatsoberhaupt Chamenei konzentriert ist, der in allen strategischen Belangen das letzte Wort hat. 

Die Absturzstelle nordwestlich von Teheran an der Grenze zu Aserbaidschan.

Schwerste Krise seit Jahrzehnten

Raisi war über drei Jahrzehnte in der Justizbehörde tätig, 2019 wurde er zum Justizchef ernannt. Ihm wurde nachgesagt, dass er in seiner früheren Funktion als Staatsanwalt für zahlreiche Verhaftungen und Hinrichtungen politischer Dissidenten verantwortlich gewesen sei.

Im Herbst 2022 löste der Tod der iranischen Kurdin Jina Mahsa Amini massive Proteste im Iran aus. Die junge Frau starb im Polizeigewahrsam, nachdem sie von der Sittenpolizei wegen Verstosses gegen die islamischen Kleidungsvorschriften festgenommen worden war. In der Folge demonstrierten landesweit Zehntausende gegen den repressiven Kurs der Regierung sowie das islamische Herrschaftssystem.

Die Sicherheitskräfte reagierten mit Gewalt und harten Strafen. Zehntausende Demonstranten wurden verhaftet, viele bei den Protesten getötet, mehrere hingerichtet. Die Proteste stürzten die politische Führung in die schwerste Krise seit Jahrzehnten.

Beziehungen zum Westen verschlechterten sich

Die EU beschloss mehrfach Sanktionen gegen den Iran – wegen Menschenrechtsverletzungen, aber auch wegen der iranischen Unterstützung des russischen Kriegs gegen die Ukraine. Zugleich wächst die Sorge, dass der Iran zur Atommacht wird. Die internationalen Atomverhandlungen mit Teheran sind in eine Sackgasse geraten. Unter Raisis Regierung verschlechterte sich auch die Beziehung zum Westen.

Zutiefst verfeindet ist der Iran mit Israel. Im April griff der Iran Israel erstmals nicht über regionale Stellvertreter wie die Huthi-Rebellen im Jemen oder die Hisbollah-Miliz im Libanon an, sondern direkt – in Reaktion auf die Bombardierung des iranischen Botschaftsgeländes in Syriens Hauptstadt Damaskus. Auch dieser Angriff hat die Furcht vor einer weiteren Eskalation im Nahen Osten geschürt.

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