So kam es zu dem Mega-Deal
Schweizer Post kauft Waldstück von deutschem Prinzen

Ende Juli gab die Schweizer Post bekannt, dass sie einen Wald in Deutschland gekauft hat. Jetzt wurde bekannt, wer dem gelben Riesen den Wald verkaufte – und wie es zum Deal kam.
Publiziert: 05.08.2023 um 13:43 Uhr
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Aktualisiert: 06.08.2023 um 13:49 Uhr
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Prinz Michael hat einen Deal mit der Schweizer Post gemacht.
Foto: imago stock&people

Die Schweizer Post hat sich ein Netto-Null-Ziel bis 2040 gesetzt. Damit dieses auch erreicht wird, hat der Staatskonzern kürzlich 2400 Hektar Wald im deutschen Bundesland Thüringen gekauft. Die riesige Fläche soll dafür genutzt werden, um die eigene Klimabilanz aufzubessern.

Wer der Post das Waldstück verkauft hat, war bislang unklar. Jetzt wird bekannt: Beim Verkäufer handelt es sich um einen deutschen Adeligen, Prinz Michael von Sachsen-Weimar-Eisenach (77). Das deckte die «Südthüringer Zeitung» auf. Prinz Michael ist Mitglied des deutschen Hochadels, Chef des Hauses Sachsen-Weimar und etwa auf dem 500. Rang der britischen Thronnachfolge.

DDR war «traumatische Erfahrung»

Seit 1630 war der 7000 Hektar grosse Thüringer Wald im Besitz von Prinz Michaels Familie. Mit der «demokratischen Bodenreform» der DDR im Jahr 1945 fiel der Wald allerdings, ohne jegliche Entschädigung, an den Staat. Für Prinz Michael «eine traumatische Erfahrung».

Die Familie von Michael flüchtete vor den sowjetischen Truppen in den Süden Deutschlands. Dort studierte der Prinz Jura und machte bei der Deutschen Bank Karriere. Sein Titel als Adliger wurde erst wieder wichtig, als ihm der deutsche Staat nach der Wiedervereinigung 2400 Hektar Wald anbot – als «Rückübertragung von Vermögen».

Kaufvertrag noch nicht rechtskräftig

Dieses Land hat der Prinz jetzt der Schweizer Post verkauft. Wie der 77-Jährige im Interview mit der «Schweiz am Wochenende» erklärt, habe es der Zufall so gewollt. Ihm sei über Berater zu Ohren gekommen, dass die Post auf der Suche nach Investitionsmöglichkeiten für ihr Netto-Null-Ziel sei.

Nach langen Verhandlungen sei nun eine «zufriedenstellende, zukunftsorientierte und vertrauensbasierte Lösung» gefunden worden. Über den Kaufpreis des Waldstücks haben der Adlige und die Schweizer Post Stillschweigen vereinbart. Gemäss Rechnungen der «Schweiz am Wochenende» hat die Post bei einem durchschnittlichen Hektarpreis eine Summe zwischen sieben und zehn Millionen an den Deutschen überwiesen.

Obwohl die Post den Kaufvertrag bereits unterzeichnet hat, ist dieser noch nicht rechtskräftig. Die Thüringer Kommunen und das Bundesland haben nämlich ein Vorkaufsrecht. Stand jetzt sollen beide aber kein Interesse daran haben, dieses Recht auszuüben. (obf)

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