Bekannt als «SSD»
Wie Putins Geheim-Einheit Angriffe auf den Westen plante

Aus verschiedenen Geheimdienste soll Russland eine neue Einheit geschaffen haben. Ihr Ziel: Angriffe auf Ziele im Westen, auch zivile. Besonders ins Visier geraten ist Deutschland. Russland dementiert.
Publiziert: 18.02.2025 um 13:11 Uhr
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Aktualisiert: 18.02.2025 um 13:33 Uhr
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Die Hinterleute des Anschlags auf Sergej Skripal 2018 im britischen Salisbury sollen jetzt in einen neuen Geheimdienst integriert worden sein.
Foto: Keystone

Auf einen Blick

  • Russische Geheimdienst-Einheit SSD führt Sabotageaktionen im Westen durch
  • Deutschland als Hauptangriffsziel ausgemacht
  • Aktivitäten haben in letzter Zeit nachgelassen
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Denis MolnarJournalist

Westliche Geheimdienste nennen sie abgekürzt «SSD». Die Einheit, die verantwortlich sein soll für Sabotageaktionen und Anschläge im Westen und zum russischen Geheimdienst gehöre, mit dem sie sich das Hauptquartier am Stadtrand von Moskau teilt: das «Department of Special Tasks» (dt. Abteilung für besondere Aufgaben).

Die Einheit soll unter anderem auch für die versuchten Anschläge auf DHL-Flugzeuge mit Brandsätzen im vergangenen Sommer verantwortlich sein, wie das «Wall Street Journal» berichtet. Gefährliche Pakete wurden damals kurz vor dem Verlad in Logistikzentren des deutschen Paket-Dienstes in Leipzig und im britischen Birmingham gefunden. Auch hinter der geplanten Ermordung von Armin Papperger (62), seines Zeichens deutscher Rüstungsmanager und Vorstandsvorsitzender von Rheinmetall, soll die Einheit stecken.

«Ein schwaches Nato-Glied»

Deutschland soll eines der Hauptangriffsziele sein. Dies, weil man das Land wegen seiner Abhängigkeit von russischer Energie, Angst vor einer nuklearen Eskalation und die Sympathien für Russland unter gewissen Parteien und Wählern als «schwaches Nato-Glied» sieht, so der Tenor bei westlichen und russischen Geheimdiensten.

Aber auch anderswo kam es zu Anschlägen, für die die SSD verantwortlich sein soll. In Frankreich nahmen die Behörden im Juni einen ukrainisch-russischen Doppelbürger fest. In seinem Hotelzimmer war eine Bombe explodiert. Der Sprengsatz hätte in einem Möbelhaus detonieren sollen.

10 Million Dollar Belohnung

«Russland glaubt, dass es im Konflikt mit dem steht, was es ‹den kollektiven Westen› nennt, und handelt dementsprechend, bis hin zur Drohung mit einem Atomangriff und der Aufrüstung seines Militärs», sagte James Appathurai (56), stellvertretender Generalsekretär der Nato und dort zuständig für hybride Kriegsführung zum «WSJ».

Die «SSD» soll demnach 2023 als Reaktion auf die westliche Unterstützung der Ukraine gegründet worden sein und bestehe aus Teilen anderer Geheimdienste. Auch die «Einheit 29155» soll integriert worden sein, die 2018 für den Giftanschlag auf den früheren russischen Spion Sergej Skripal (73) in Grossbritannien verantwortlich sein soll.

Während die Europäische Union im Dezember eine Abteilung, ohne die «SSD» namentlich zu nennen, wegen «Attentaten und Bombenanschlägen» sanktioniert hatte, setzte das US-Aussenministerium bis zu 10 Millionen Dollar (9 Millionen Franken) für Informationen über fünf Mitglieder aus, die Cyberangriffen auf die Ukraine verübt haben sollen.

«Unbegründete Anschuldigungen»

Geleitet werden soll die Abteilung unter anderem von Generalleutnant Andrej Awerjanow. Er soll für die Explosion eines Munitionslagers in Tschechien im Jahr 2014 verantwortlich sein. Sein Stellvertreter Iwan Kasianenko steht im Verdacht, den Anschlag auf Skripal orchestriert zu haben. Kreml-Sprecher Dimitri Peskow (57) meinte zum Bericht über die neue Geheimabteilung Russlands, die einen Schattenkrieg gegen den Westen führen soll: «Das sind, wie üblich, völlig unbegründete Anschuldigungen.»

Die Aktivitäten der «SSD», die ihren Höhepunkt im letzten Sommer erreicht hatten, liessen laut Angaben aus den USA und Europa in letzter Zeit wieder nach. Nach Geheimdienstinformationen könnte dies damit zusammenhängen, um Moskau einen diplomatischen Spielraum für Verhandlungen mit der neuen US-Regierung zu geben.

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