Die Huthi-Rebellen im Jemen nehmen nun auch zivile Ziele unter Beschuss: So haben sie am Sonntag Raketen auf drei Handelsschiffe auf dem Roten Meer abgefeuert und sie zum Teil schwer beschädigt. Unklar ist, ob auch der US-Zerstörer «USS Carney», der den Schiffen zu Hilfe eilte, ins Visier genommen wurde.
Die Huthis greifen immer tiefer in den internationalen Nahost-Konflikt ein. Wer ist diese Gruppierung, die bisher hauptsächlich im Jemen um die Macht kämpfte?
Wer sind die Huthis?
Die Huthis sind eine politisch-militärische Bewegung im Jemen, die die Regierung vor rund zehn Jahren gestürzt hat. Die Islamisten, die der schiitischen Gruppierung der Zaiditen angehören, nennen sich selber Ansar Allah, was «Helfer Gottes» bedeutet.
Erste Kampftruppen hatten sich 1994 im Zuge des Bürgerkriegs im Jemen gebildet. Feste Strukturen nahm die Organisation 2003 an, als die USA in den Irak einmarschierten. Ihr Vorbild ist die Hisbollah im Libanon. Die Truppenstärke wird auf 180’000 bis 200’000 bewaffnete Kämpfer geschätzt.
Die Vorgeschichte: Bis Anfang der 1960er-Jahre herrschten die Imame der Zaiditen über den Jemen. Als sie ihren Einfluss verloren, schlossen sie sich mit andern Stämmen zu einer Miliz zusammen, um gegen die sunnitische Regierung zu kämpfen. Tausende verloren dabei ihr Leben. Nach dem Sturz der Regierung griff Saudi-Arabien aufseiten der offiziellen jemenitischen Führung gegen die Huthis in den Konflikt ein.
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Wer ist ihr Anführer?
Die Huthis sind ein Familienunternehmen. Benannt ist die Gruppierung nach dem Gründer Hussein Badreddin al-Huthi (1959–2004), der jemenitischer Politiker und Anführer des Huthi-Konflikts war. Nachdem die Regierung ein Kopfgeld von 75’000 Dollar auf ihn ausgesetzt hatte, wurde er 2004 im Gouvernorat Saada getötet.
Sein Erbe haben seine Brüder übernommen, allen voran der auf 41 bis 43 Jahre alt geschätzte Abdul Malik al-Huthi. Er steht auf einer internationalen Sanktionsliste. 2021 hat ihn das jemenitische Militärgericht wegen Militärputschs und anderer militärischer Straftaten zum Tod durch Erschiessen verurteilt.
Welches Ziel verfolgen sie?
Zuerst waren die Huthis nur im Nordwesten aktiv, heute streben sie die Machtübernahme im ganzen Land an. Ihr Ziel besteht darin, den Jemen zu einem theokratischen Staat nach dem Vorbild des Irans umzubauen. Sie verstehen sich auch als Teil der «Achse des Widerstands», die die gegen den Westen und Israel gerichteten Kräfte in der Region umfasst.
Erst vor kurzem hatte Anführer al-Huthi bekräftigt, dass «unsere Leute bereit sind, zu Hunderttausenden zu ziehen, um sich dem palästinensischen Volk anzuschliessen und dem Feind entgegenzutreten». Ihr Schlachtruf lautete: «Gott ist gross, Tod für Amerika, Tod für Israel, verflucht seien die Juden, Sieg für den Islam.»
Wie gefährlich sind sie?
Die Huthis werden vor allem vom Iran mit Drohnen und Raketen ausgerüstet. Zum Arsenal gehören auch Langstreckenraketen, die bis zum 1600 Kilometer entfernten Israel reichen. Seit Ausbruch des Krieges im Gazastreifen haben sie mehrere Raketen nach Israel abgeschossen, einige konnten von Saudi-Arabien abgefangen werden.
Inzwischen nehmen die Huthis auch zivile Ziele ins Visier, wie die Angriffe auf Schiffe zeigen. Sie drohen mit Angriffen auf «sämtliche Schiffe» mit Bezug zu Israel. Schon Mitte November hatten sie ein Frachtschiff gekapert, das zum Teil einem britisch-israelischen Geschäftsmann gehört.
Vor allem Saudi-Arabien hat die Schlagkraft der Huthis zu spüren bekommen. Mehrfach haben die Rebellen Ziele in der benachbarten Golfmonarchie angegriffen. Besonders spektakulär waren Angriffe auf Ölförderanlagen 2019, nach denen das Königreich vorübergehend seine Produktionskapazitäten deutlich reduzieren musste.
Wer unterstützt die Huthis?
Die grösste Hilfe kommt aus dem Iran. Als die Huthis die jemenitische Regierung stürzten, wurden sie international isoliert. Der Iran sprang ein und lieferte dringend benötigtes Öl und Strom. Der Iran unterstützt die Huthis zudem mit Waffen, Geld und militärischer Ausbildung.
Schlagen die Huthis wieder zu?
Die Huthis haben angekündigt, weitere Frachter anzugreifen. Das US-Militär warnt: «Diese Angriffe stellen eine direkte Bedrohung für den internationalen Handel und die Sicherheit im Seeverkehr dar.»
US-Vizepräsidentin Kamala Harris (59) bemüht sich um Deeskalation. Im Gespräch mit Mahmud Abbas (88), Präsident der Palästinensischen Autonomiebehörde, hat sie die Unterstützung der USA «für das palästinensische Volk und dessen Recht auf Sicherheit, Würde und Selbstbestimmung» zugesichert. Das palästinensische Volk brauche eine «klare politische Perspektive», hiess es weiter. Die USA wollen sich im Konflikt für eine Zweistaaten-Lösung einsetzen.