Weil er 2016 eine Schweigegeldzahlung verschleiert und Geschäftsunterlagen gefälscht haben soll, steht der ehemalige US-Präsident Donald Trump (77) aktuell in New York vor Gericht. Vergangene Woche wurden die Geschworenen ausgewählt, nun geht es mit Auftaktplädoyers und Zeugen weiter.
Die Liste mit potenziellen Zeugen und Zeuginnen, die der zuständige Richter Juan Merchan verlesen hat, umfasst ganze 41 Namen. Laut «Spiegel» sind dabei acht Namen zentral. Das sind die Hauptakteure im Trump-Prozess.
Stormy Daniels
Sie ist die unbestrittene Hauptdarstellerin im Trump-Prozess: Die 45-jährige Pornodarstellerin Stormy Daniels soll mit dem ehemaligen Präsidenten im Juni 2006 eine Affäre gehabt haben – und zwar nur kurz, nachdem Trumps jüngster Sohn Barron (18) das Licht der Welt erblickte. Diese Liaison wollte Daniels publik machen und gab dem Magazin «In Touch Weekly» 2011 ein Interview, in dem sie von der Affäre erzählte – publiziert wurde es nie. Danach wurde es ruhig.
Als Trump 2016 während seines Wahlkampfes wegen frauenfeindlicher Äusserungen in einer kritischen Position war, wollte Daniels erneut auspacken – doch dann schritt Trumps Anwalt Michael Cohen (57) ein. Mit 130'000 Dollar (118'400 Franken) kaufte er Daniels' Schweigen. Zehn Tage später wurde Trump Präsident. Die Sache flog im Januar 2018 trotzdem auf – das «Wall Street Journal» enthüllte die Schweigegeldaffäre. Auch das Interview von 2011 wurde daraufhin veröffentlicht.
Michael Cohen
Zwischen 2006 und 2018 war Michael Cohen als Trumps Anwalt tätig. In dieser Zeit bewies er sich als Mädchen für alles. Mögliche Gefahren für seinen Arbeitgeber soll er nicht nur durch Schweigegeld, sondern auch durch Klagen oder Drohungen ruhiggestellt haben. Die Auszahlungen an Stormy Daniels gestand er – er habe sie sogar von seinem eigenen Geld bezahlt. Anwalt darf sich Cohen aber bereits einige Zeit nicht mehr nennen: Weil er wegen Steuerhinterziehung, Bankbetrugs und Verstosses gegen Wahlkampffinanzierungsgesetze zweieinhalb Jahre hinter Gitter sass, musste er seine Lizenz abgeben.
Karen McDougal
Donald Trump lernte das Model Karen McDougal (53) bei einer Poolparty kennen, praktisch zeitgleich wie Stormy Daniels. Auch mit ihr ging Trump eine Affäre ein – einvernehmlich. Für McDougal sei es «die Intelligenz und der Charme» des Ex-Präsidenten gewesen, was so anziehend gewesen war. Auch sie wollte ihre Geschichte über die Affäre öffentlich machen. Im Sommer 2016 verkaufte sie die Story für 150'000 Dollar (136'700 Franken) an den «National Enquirer» – dieser veröffentlichte die Geschichte aber nie. Erst vier Tage bevor Trump Präsident wurde, wurde die Affäre aufgedeckt.
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Hope Hicks
Hope Hicks (35) war 2016 Trumps Wahlkampfsprecherin. Ihr Job wurde nach der Veröffentlichung eines mitgeschnittenen Gesprächs, in dem Trump mit sexuellen Übergriffen angegeben hatte, äusserst schwierig. Während sie die Vorwürfe immer zurückwies, ermittelte unter anderem das FBI gegen sie. Dabei kam heraus: Hicks war in die Schweigegeldzahlungen an Daniels und McDougal verwickelt – dies bewiesen unter anderem SMS, E-Mails und Telefonate.
David Pecker
Der 72-jährige David Pecker war nicht nur ein guter Freund des ehemaligen Präsidenten, sondern auch Vorstandschef des Verlags AMI. Damit kontrollierte er einige bedeutende Klatschzeitungen. Laut der Anklageschrift sei er Trumps «Augen und Ohren» gewesen. Bedeutet: Unvorteilhafte Geschichten über Herausforderin Hillary Clinton (76) kamen auf die Frontseite, Geschichten über Trump-Affären wurden aufgekauft und unter Verschluss behalten.
Keith Schiller
Lange war er Bodyguard, im Weissen Haus diente er dann als Sicherheitschef: In der Schweigegeldaffäre hat Keith Schiller (65) vor allem als Übermittler funktioniert. So habe er Stormy Daniels nicht nur vermehrt bei Trump abgeliefert, sondern auch sein Handy als Kommunikationsmöglichkeit angeboten.
Steve Bannon
Er war einer der Ersten, die Trump Gefolgschaft schworen: Der rechtsextreme Steve Bannon (70) darf aufgrund von Geldwäscherei und Betrug Ende Mai selbst noch vor Gericht erscheinen. Wegen seiner Vertrautheit mit Trump und seiner Stelle als ehemaliger Chefberater im Weissen Haus dürfte er nun aber in den Zeugenstand gerufen werden.
Kellyanne Conway
Kellyanne Conway (57) war die Person, die Trump «die guten Nachrichten» von den erfolgreichen Schweigegeldzahlungen an Daniels überbringen durfte. Sie funktionierte lange Zeit als Beraterin und Sprecherin im Weissen Haus und war vertraut mit Trump. (zun)
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