Die Terrorgruppe Hamas konnte nach sieben Tagen Geiselfreilassungen keine weiteren Kinder und Frauen mehr finden, um eine Verlängerung der Waffenruhe mit Israel auszuhandeln. Dies, obwohl sich laut israelischen Angaben am Freitag weitere 136 Geiseln in Gefangenschaft im Gazastreifen befinden. Doch offenbar weiss selbst die Hamas-Führung nicht, wo Dutzende dieser Geiseln sind.
Laut Katars Premierminister Scheich Mohammed Bin Abdulrahman Al-Thani (43) sind mehr als 40 am 7. Oktober aus Israel verschleppte Frauen und Kinder nicht auffindbar. Sie würden wohl in Gaza gefangen gehalten – doch offenbar nicht von der Hamas.
Verworrene Lage
Katar spielt die führende Rolle bei Vermittlungen zwischen Israel und der Hamas. Selbst dieses Katar tappt im Dunkeln, was den Verbleib von zahlreichen Geiseln betrifft. «Die Waffenruhe wird verlängert, wenn die Hamas zusätzliche Frauen und Kinder bekommen kann», sagte Katars Regierungschef diese Woche der «Financial Times». «Wir haben noch keine klaren Informationen darüber, wie viele sie finden können.»
Die Hamas habe Katar mitgeteilt, so Scheich Mohammed, dass ihre Kämpfer keine Zivilisten gefangen genommen haben. Die Hamas schiebt die Schuld auf andere militante Gruppen und Palästinenser, die im Süden Israels randalierten, nachdem Hamas-Kämpfer die israelischen Sicherheitszäune um den Gazastreifen durchbrochen hatten.
Hamas verhandelt mit Israel und anderen radikalen Gruppen
Offenbar sind weitere radikal-islamische Gruppen, über die Hamas keine Kontrolle hat, in die Geiselnahmen involviert. Damit hat die Hamas auch keinen Überblick über Geiseln, die sich in der Gewalt der Al-Aksa-Märtyrerbrigade, dem Palästinensischen Dschihad (PIJ) und anderen kleineren Gruppen befinden können.
Der katarische Regierungschef nennt PIJ als eine militante Gruppierung im Gazastreifen, die Geiselbefreiungen mit der Hamas koordiniere. Die Hamas führt demnach nicht nur Verhandlungen mit Israel, sondern auch mit den verschiedenen radikal-palästinensischen Gruppen.
Beobachtern zufolge könnten andere terroristische Gruppen in den Gefangenen auch einen höheren Wert sehen als die Hamas. Eine weitere Möglichkeit ist, dass einigen dieser Vermissten die Flucht gelang und sie sich versteckt halten, oder dass sie getötet wurden.
Hamas bietet Tote für Waffenruhe an
In ihrer Not, die Feuerpause doch noch zu verlängern, hat die Hamas auch die Übergabe der sterblichen Überreste einer entführten Mutter und ihrer zwei kleinen Söhne angeboten.
«Hamas hat auch angeboten, die Leichen der Familie Bibas zu übergeben und ihren Vater für die Beerdigung freizulassen, zusammen mit zwei zionistischen Gefangenen», erklärten die Radikalislamisten am Freitag.
Israel ging nicht auf das Angebot ein. Seit Freitagmorgen toben in Gaza nach einer siebentägigen Waffenruhe mit mehr als 100 Freilassungen wieder heftige Kämpfe.