Nach Angaben von US-Beamten deuten drei Attentatsversuche auf prorussische Beamte in den vergangenen Wochen auf eine aufkeimende Widerstandsbewegung gegen die prorussischen Behörden hin, die Teile der Südukraine besetzen. Dies berichtet CNN. Obwohl es sich bisher nur um einige wenige Vorfälle in der Stadt Cherson handelt, könnte sich der Widerstand demnach ausweiten und die Fähigkeit Russlands, neu eroberte Gebiete in der Ukraine zu kontrollieren, erheblich infrage stellen.
National-Intelligence-Direktorin Avril Haines (52) sagte unlängst auf einer Konferenz in Washington: «Der Kreml sieht sich mit einer zunehmenden Partisanenaktivität in der Südukraine konfrontiert.» Die USA sind laut einem weiteren US-Beamten der Ansicht, dass Russland nicht über genügend Kräfte in Cherson verfügt, um die Region effektiv zu besetzen und zu kontrollieren. Insbesondere, nachdem Moskau Kräfte für den Kampf im Osten aus dem Gebiet abgezogen hat.
Ein Toter, ein Verletzter
Der Bericht zitiert einen weiteren, nicht namentlich genannten US-Beamten. Der Abzug von Kräften aus Cherson könnte demnach den ukrainischen Partisanen ein Zeitfenster verschafft haben, in dem sie lokal eingesetzte russische Beamte angreifen können.
Der erste Anschlag in Cherson ereignete sich am 16. Juni, als eine Explosion die Scheiben eines Audi zertrümmerten. Der weisse SUV wurde schwer beschädigt, aber der Fahrer, der prorussische Leiter der örtlichen Gefängnisbehörde, überlebte und wurde verletzt ins Spital gebracht.
Weniger als eine Woche später wurde ein zweiter prorussischer Beamter in Cherson angegriffen. Der Mann, der für die Abteilung für Jugend und Sport in der Region zuständig war, kam dabei ums Leben.
Am Dienstag wurde das Auto eines dritten prorussischen Beamten in Cherson in Brand gesetzt, wie die staatliche russische Nachrichtenagentur Tass meldet. Der Beamte wurde dabei jedoch nicht verletzt.
Urheber sind nicht bekannt
Wer die Anschläge verübt, ist unklar. Es scheint laut Angaben von US-Beamten kein zentrales Kommando zu geben, das einen organisierten Widerstand anführt. Aber die Angriffe haben an Häufigkeit zugenommen, insbesondere in der Region Cherson, die Russland seit März besetzt hält.
Michael Kofman, Direktor für Russlandstudien am Center for Naval Analyses, einer in Washington ansässigen Denkfabrik: «Ich denke, dass es für Russland sehr schwierig sein wird, eine stabile Verwaltung für diese Regionen aufzubauen, da wahrscheinlich Kollaborateure – vor allem prominente – ermordet werden und andere in Angst leben müssen.» Eine andere, mit westlichen Geheimdienstinformationen vertraute Quelle, bezweifelt, dass sich die einzelnen gezielten Bombenanschläge zu einer Kampagne des organisierten Widerstands entwickeln können. (noo)