Heinz Beck (69) sass selbst im Car – und ist fassungslos
Flixbus-Chauffeur lässt Passagiere auf Strecke von Zürich nach Berlin stehen

Am Donnerstag sind Heinz Beck und seine Frau mit dem Flixbus auf der Strecke von Zürich nach Berlin unterwegs. Dann passiert das Unfassbare: An einer Raststätte lässt der Chauffeur einfach zwei Passagiere stehen.
Publiziert: 09.07.2024 um 17:24 Uhr
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Aktualisiert: 10.07.2024 um 12:01 Uhr
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Sind froh, dass sie in Berlin angekommen sind: Heinz Beck und seine Frau Annalies.
Foto: zVg
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Marian NadlerRedaktor News

Heinz Beck (69) kann es nicht fassen. Der Schweizer und seine Frau sassen am Donnerstag im Flixbus von Zürich nach Berlin, als es zum Eklat kam. An der Raststätte Osterfeld Ost bei Leipzig fuhr der Chauffeur des Reisecars nach einer kurzen Pause einfach weiter, obwohl zwei Passagiere noch nicht wieder im Car sassen.

«Als der Flixbus-Chauffeur anfuhr, protestierten wir und mehrere andere Passagiere lautstark. Es fehlten ja noch Menschen», sagt Beck zu Blick. «Eine Dame, die am Ende der zehnminütigen Pause gerade noch das Fahrzeug erreichte, begann auf den Chauffeur einzureden, weil noch zwei weitere Passagiere fehlten.» Dem Chauffeur war das laut Beck herzlich egal. «Keine Zeit, ich muss losfahren», soll er gesagt haben und dann weitergefahren sein.

Passagiere brüllten Chauffeur an

Ein Missverständnis schliesst Beck aus. «Der Chauffeur sprach gutes Englisch. Er hat uns sehr gut verstanden.»

Auch Imke Arntjen (60) glaubt nicht an ein Missverständnis. Sie ist die Frau, die das Fahrzeug gerade noch erreichte, bevor der Chauffeur weiterfuhr. «In der Raststätte stellte ich mich sofort an die WC-Schlange. Vor mir waren etwa acht Leute. Als ich vom WC wiederkam, bestellte ich mir noch schnell einen Kaffee. Dann waren die zehn Minuten auch schon vorbei.»

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«Ich dachte noch: Sie werden schon nicht ohne uns wegfahren.»
Imke Arntjen, wurde fast an einer Raststätte zurückgelassen
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In ihrer Nähe habe sie die beiden später zurückgelassenen Passagiere, ein Mann und eine Frau, wahrgenommen. «Ich dachte noch: Sie werden schon nicht ohne uns wegfahren.»

Falsch gedacht, wie sich herausstellen sollte. Als die Deutsche aus der Raststätte trat, sah sie, wie der grüne Flixbus anfuhr. «Ich bin sofort losgerannt. Nur weil die Passagiere den Chauffeur angeschrien haben, wurde angehalten.» Als die Tür aufging, machte Arntjen den Fahrer darauf aufmerksam, dass noch zwei weitere Personen fehlten.

Flixbus äussert sich zum Raststätten-Vorfall

Der Flixbus-Angestellte liess sich jedoch nichts mehr sagen. Er gab Gas. «Er wäre auch ohne mich weggefahren. Ich hatte nur Glück», ist sich Arntjen sicher. Auch sie ist schockiert vom Verhalten des Chauffeurs.

Die Becks, die in Matzingen TG zu Hause sind, freuten sich auf ihren Berlin-Aufenthalt. Dort wollten sie Verwandte besuchen. Doch jetzt bleibt ein bitterer Nachgeschmack zurück. «Wir sind sehr zufrieden mit Flixbus, aber das hätte nicht sein müssen.» Sie fragen sich, was mit dem Gepäck und den Habseligkeiten der zurückgelassenen Passagiere passierte.

Am Mittwoch meldet sich Flixbus auf Blick-Nachfrage zu dem Vorfall zu Wort. «Fahrgäste sind dazu angehalten, eigenverantwortlich pünktlich zur Ab- oder Weiterfahrt wieder an Bord zu sein», erklärt Mediensprecher Sebastian Meyer. «Wir bitten alle Fahrgäste Pausenzeiten einzuhalten, damit keine vermeidbaren Verspätungen entstehen – auch im Sinne der Mitreisenden, die gerne so pünktlich es geht, ans Ziel kommen möchten.»

Chauffeur «hat dazugelernt»

Das Gepäck der Passagiere werde im Lost-and-Found-Department aufbewahrt. Dort können sie von den Eigentümern abgeholt werden. Zu der Fahrt vom Donnerstag würden aber noch keine Anfragen vorliegen.

Für den Thurgauer Heinz Beck gab es trotz der Horror-Hinfahrt noch ein Happy End: Auf der Rückfahrt trafen er und seine Frau auf denselben Chauffeur. «Wir hatten soeben die erste Pause. Der Chauffeur hat doch tatsächlich gefragt, ob alle an Bord sind. Auch er hat etwas dazugelernt», freut sich Beck.

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