Hunderte Touristen begeben sich zu den Bussen
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Chaos auf Rhodos:Hunderte Touristen begeben sich zu den Bussen

Schweizer Paar bricht wegen Waldbrand Ferien in Rhodos ab
«Wir mussten direkt nach der Landung wieder zurückfliegen»

Auf Teilen der griechischen Insel Rhodos herrscht derzeit Ausnahmezustand. Wegen eines Waldbrandes musste ein beliebter Küstenabschnitt innert kurzer Zeit samt Touristen evakuiert werden. Ein Schweizer Ehepaar musste direkt nach der Ankunft wieder umkehren.
Publiziert: 23.07.2023 um 11:31 Uhr
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Aktualisiert: 23.07.2023 um 14:31 Uhr
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Blanker Horror für Touristen auf Rhodos: Tausende mussten am Samstag wegen eines Waldbrands evakuiert werden.
Foto: AFP
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Anastasia MamonovaBlattmacherin Digital

«Das ist das einzige Mal, dass meine Frau und ich in den ‹Ferien› kein Foto gemacht haben», sagt Blick-Leser Luca Mangili (54) am Sonntagmorgen als er von seiner Reise-Odyssee nach Griechenland erzählt. Der Zürcher Sportlehrer hatte sich gemeinsam mit seiner Frau Daniela Mangili (47) auf eine Woche Strand und Meer in Rhodos gefreut. Doch das Flammen-Inferno auf der Insel macht dem Paar einen Strich durch die Rechnung.

Eigentlich brennt der Wald in der Mitte der Insel bereits seit einigen Tagen. Die Feuerwehr schafft es bis anhin, die Flammen unter Kontrolle zu halten. Doch genau dann, als die Mangilis in Zürich ins Flugzeug steigen und in Richtung Rhodos abfliegen, dreht der Wind und das Feuer treibt direkt auf Touristenhochburgen und Dörfer im Süden und Südosten der Insel zu.

«Es machte keinen Sinn, dort zu bleiben»

Als die Maschine aus der Schweiz am Samstagabend um 19.30 Uhr auf Rhodos landet, folgt der Schock: «Unser Taxifahrer meinte, wir können nicht zu unserem Hotel fahren. Das ganze Gebiet sei abgesperrt», sagt Luca Mangili am Telefon.

Sämtliche Anlagen des Küstenabschnitts von Kiotari, die rund 55 Kilometer südlich von der Stadt Rhodos liegt, sind betroffen. Für zahlreiche Touristen entpuppt sich der Traum von Griechenland-Ferien zu einem absoluten Horror mitten in der Hochsaison. Gäste werden mit Bussen und Booten der Küstenwache in Sicherheit gebracht.

Mangili und seine Frau versuchen zunächst noch, eine andere Unterkunft auf der vom Feuer nicht betroffenen Seite zu finden – doch ohne Erfolg. «Entweder hat keiner das Telefon abgenommen oder die Hotels waren bereits ausgebucht.» An manchen Orten hätten die beiden unter Umständen für eine Nacht bleiben können. «Wir haben eigentlich eine Woche Ferien geplant. Am Abend schnell übers Handy etwas für eine Woche zu organisieren, war sehr kompliziert. Deswegen wurde uns schnell klar, dass es keinen Sinn macht, dort zu bleiben», erklärt er.

Neun Stunden am Flughafen warten

Sofort schauen sie online nach den nächsten Rückflügen in die Schweiz und erwischen tatsächlich noch die letzten Plätze für die Edelweiss-Maschine, die um 4.25 Uhr geht. «Wir hatten grosses Glück, denn das nächste Flugzeug wäre erst am Montag geflogen.»

Bis dahin heisst es: warten. «Der Flughafen war voll mit Touristen. Wir konnten uns zwei Sitzplätze in der Halle sichern und wollten das Gebäude deshalb auch nicht verlassen. Die Situation war schon sehr chaotisch. Viele Menschen haben auf dem Boden geschlafen, andere reihten sich in eine lange Schlange ein, um irgendwelche Infos zu erhalten. Bei einigen lagen die Nerven blank. Einige Touristinnen haben ihre Reiseveranstalter angeschrien.» Vor allem für Eltern mit Kindern sei die Situation belastend gewesen, schildert Mangili seine Beobachtungen. «Immerhin hat die Klimaanlage funktioniert und man konnte sich auch Verpflegung organisieren.»

«Die Frau hatte nur eine Rettungsweste in der Hand»

Als die Zürcher dann schlussendlich am Check-In-Schalter anstehen, um die Koffer wieder aufzugeben, fällt ihnen ein Paar direkt vor ihnen in der Schlange auf. «Die beiden standen komplett ohne Gepäck da. Nur ein Portemonnaie hatten sie dabei. Die Frau, die um ihre Schulter noch ein Strandhandtuch trug, hielt in einer Hand eine Rettungs-Schwimmweste.»

Magili vermutet, dass die beiden zu den evakuierten Hotelgästen gehören, die ihre Koffer nicht mit ins Rettungsboot nehmen durften. «Das war beeindruckend und die haben mir sehr leidgetan. Die Armen mussten ihre Ferien abbrechen und wissen vermutlich auch nicht, ob sie ihre Sachen jemals wieder sehen.»

Das Paar sei nicht das einzige gewesen, das ohne Gepäck und nur mit einem Strandtuch am Flughafen gelandet war. «Während wir auf unseren Rückflug warten mussten, sind wir mit anderen Passagieren ins Gespräch gekommen. Die haben uns erzählt, dass viele Hotelgäste teils am Strand versammelt und dann mit dem Boot oder per Bus evakuiert wurden. Leider konnten einige die Koffer nicht mitnehmen und mussten sie entweder im Hotelzimmer oder am Strand zurücklassen, da im Boot kein Platz dafür war.»

Grösste Evakuierungsaktion in Griechenland

Den griechischen Behörden zufolge wurden bis Sonntagmorgen 19'000 Touristen und Einwohner aus Dörfern und Hotels im Südosten der Insel evakuiert. Es handele sich um die grösste Evakuierungsaktion, die es jemals in Griechenland gegeben habe, hiess es.

Auf Videos in den Sozialen Medien sind Menschenmassen zu sehen, die samt Koffern und Kindern durch die Gegend laufen, in Hoffnung, irgendwie Rettung zu finden. Viele Menschen mussten draussen unter freiem Himmel schlafen.

Die Brände toben unterdessen weiter. Für Sonntag ist auch keine Entspannung in Sicht – zumal es weiterhin stark winden soll: Ein Sprecher der Feuerwehr sprach gegenüber dem Staatssender ERT von drei grossen Fronten. Es handelt sich um Brände rund um Kiotari, das Dorf Apollona und den Stausee Gadoura.

Das Ehepaar Magili konnte sich vor dem Flammen-Inferno noch rechtzeitig retten. «Der Frust wegen ausgefallenen Ferien war am Anfang schon gross, aber schlussendlich sind wir froh, in Sicherheit zu sein», erzählt der Mann nach seiner Ankunft am Sonntagmorgen in Zürich.

Ob sie das Geld für Flug und Hotel irgendwie zurückbekommen, ist unklar. Was sie mit den restlichen sechs Ferientagen machen, wissen die beiden noch nicht. «Erstmals würden wir gerne den Schlaf von den Flughafen-Strapazen nachholen, dann schauen wir weiter.»

Alle weiteren Infos zur extremen Hitzewelle und den Folgen findest du in unserem Liveticker.

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