Nach einem bisherigen Höchstwert von 2129 Neuinfektionen am Vortag kamen am Donnerstag innerhalb der vergangenen 24 Stunden 3254 neue Corona-Fälle hinzu, wie am Nachmittag aus den Daten der schwedischen Gesundheitsbehörde Folkhälsomyndigheten hervorging. Jetzt schlägt das Land, das einen Corona-Sonderweg einschlug, Alarm.
«Auch in Schweden verschlechtert sich die Lage», sagt der Staatsepidemiologe Anders Tegnel (64) am Dienstag an einer Pressekonferenz zur Corona-Lage. Für viele ist er das Gesicht des Lockdown-freien Sonderwegs, den Schweden während der Pandemie geht. Erst vor wenigen Wochen stimmte Tegnell nun jedoch zu, lokale Lockdown-Massnahmen zu verhängen, um die Ausbreitung des Virus zu stoppen.
Uppsala wird zum Corona-Hotspot
Laut dpa ist die Zahl der neuen Corona-Fälle in der vergangenen Woche um 70 Prozent im Vergleich zur Vorwoche in die Höhe geschossen. In Schweden ist nun besonders auffällig, dass sich im Gegensatz zur ersten Welle mehr junge Menschen zwischen 20 und 29 Jahren mit dem Coronavirus infizieren. Die Studentenstadt Uppsala entwickelt sich zum Corona-Hotspot.
Laut Epidemiologe Tegnell lassen sich die steigenden Zahlen teils auf eine ausgeweitetes Contact Tracing und vermehrte Tests zurückführen. Doch er macht klar, dass das Virus sich eindeutig zunehmend verbreitet. Tegnell sagt: «Es ist ein schwieriger Herbst – und es wird wohl noch schwieriger, bevor das hier vorbei ist.»
ÖV und Kontakte freiwillig vermeiden
Uppsala, die viertgrösste Stadt Schwedens, geht deswegen nun in einen lokalen Lockdown. Laut dem Newsportal «The Local» werden die Städter angehalten, freiwillig öffentliche Transportmittel weitgehend zu meiden. Auch Kontakt zu Personen ausserhalb des eigenen Haushaltes solle bis zum 3. November vermieden werden. Eine Maskenpflicht gilt jedoch nach wie vor nicht.
Auch die Region Skåne inklusive der an Dänemark grenzenden Stadt Malmö soll sich nun an die Empfehlungen halten. Gleichzeitig wurden die Beschränkungen für ältere Menschen in ganz Schweden aufgehoben. Sozialministerin Lena Hallengren (46) sagte: «Es gibt keinen Grund mehr, warum für Ältere schärfere Massnahmen gelten sollten als für den Rest der Bevölkerung.» (euc)