Ein heller, dünner Strahl durchdringt den Himmel über einem abgelegenen Schiessplatz an der schottischen Nordwestküste. Plötzlich trifft das Licht ein Flugobjekt. Es kommt zu einer Explosion. Regelmässig prägen neue, teure Innovationen die weltweiten Waffenmärkte. In Zukunft könnten militärische Strategien jedoch auf dem beschriebenen Element basieren: Laser.
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Das britische Verteidigungsministerium hat im Januar erstmals eine neue Laserwaffe getestet, die laut Hersteller feindliche Raketen oder Kampfjets zu einem Preis von rund 11 Franken pro Schuss zerstören kann. Die DragonFire schaffte es, erfolgreich ein Luftziel vom Himmel holen, wie das Ministerium diese Woche bekannt gab. «Das ist ein potenzieller Wendepunkt für die Luftverteidigung», heisst es in einer Video-Dokumentation des Tests.
Laut Angaben des Ministeriums kann die DragonFire ein Ziel von der Grösse einer Münze «über grosse Entfernungen» präzise treffen. Der Laserstrahl sei imstande, mittels grosser Hitze Metall zu durchschneiden, was das feindliche Objekt zerstört. Die genaue Reichweite der Waffe ist noch geheim.
Laserwaffe noch in experimentellem Stadium
Das britische Verteidigungsministerium schätzt den Preis für das Abfeuern eines 10-Sekunden-Laserbündels auf rund 13 Dollar (11 Franken). Zum Vergleich: Die Standardrakete Missile 2, die die US-Marine zur Luftabwehr verwendet, kostet laut CNN mehr als zwei Millionen Dollar pro Schuss. «Sie hat das Potenzial, langfristig eine kostengünstige Alternative zu bestimmten Aufgaben zu sein, die derzeit von Raketen ausgeführt werden», heisst es in der Stellungnahme des britischen Verteidigungsministeriums.
Obwohl die neue Technologie vielversprechend erscheint, dauert es noch eine Weile, bis sie im Einsatz stehen wird. Die Methode müsse erst noch weiter untersucht werden, da laut Experten noch diverse Baustellen bestehen.
Werden Laser auf Schiffen montiert?
Regen, Nebel und Rauch schränken die Sichtbarkeit ein und können so die Genauigkeit der Waffe vermindern. Zudem setzt ein abgefeuerter Laserstrahl grosse Hitze frei – es braucht also genügend starke Kühlungssysteme. Mobile Laser, die auf Schiffen oder in Flugzeugen montiert sind, müssen aufgeladen werden. Ausserdem müssen die Laser müssen bis zu zehn Sekunden lang auf bewegliche Ziele gerichtet bleiben, um Löcher in sie zu brennen.
Gerade in den jüngsten Konflikten wie dem Ukraine-Krieg und der Eskalation im Nahen Osten haben sich die herkömmlichen britischen und amerikanischen Luftabwehrsysteme als verlässlich erwiesen. Die Gefahr besteht jedoch, dass die teuren Systeme zunehmend gegen billige Abwehrraketen ausgetauscht werden, die den Markt fluten. «Kostengünstige Drohnen und Raketen haben das wirtschaftliche Kalkül von Angriff und Verteidigung zugunsten derjenigen verändert, die billige Systeme in grossen Mengen verwenden», schätzt James Black, stellvertretender Direktor für Verteidigung und Sicherheit bei der Denkfabrik RAND Europe, die momentane Lage ein. Die Laserwaffe könnte dieses Ungleichgewicht wieder umdrehen, führt Black weiter aus.