Mit Drahtscheren zerschneiden die acht Klimaaktivisten am Freitagmittag den Zaun des Flughafens Berlin Brandenburg in der deutschen Hauptstadt Berlin. Auf Velos bewegen sie sich auf dem Flughafengelände, nähern sich einem blauen Privatjet. Sie sind vorbereitet, haben Feuerlöscher dabei. Diese sind mit oranger Farbe gefüllt. Zwei Aktivisten verlieren keine Zeit: Sofort sprühen sie los. Es gelingt ihnen, eine Seite des Flugzeugs fast komplett orange zu färben, bevor die Airport-Sicherheitsleute sie aufhalten.
Ein Video ihrer Aktion verbreiteten die Klimaaktivisten der Letzten Generation am Freitag in den sozialen Medien. Ihr Statement auf Twitter dazu: «Komfort für manche, Todesurteil für andere – wir haben am Flughafen BER einen äusserst gefährlichen Gegenstand markiert. Der exzessive Luxus der Superreichen geht auf Kosten der Mehrheit, und wir sollten das keinen Tag länger hinnehmen.»
«Reiche nicht die ersten, die leiden»
«Die Privatjets wurden durch unsere Farbaktion von einem Symbol für exzessiven Luxus zu einem leuchtenden Warnsignal gegen die rücksichtslose Klimazerstörung, die eine Minderheit von Superreichen auf Kosten der Mehrheit betreibt», erläuterte Aktivistin Mirjam Herrmann in einer von der Letzten Generation verbreiteten Mitteilung die Aktion.
Ihre Motivation für den Protest erklärte sie so: «Während wir uns über Duschzeiten Gedanken machen, die Heizung noch eine Stufe runterdrehen, verfeuern die Superreichen entspannt in Reiseflughöhe riesige Mengen an steuerfreiem Kerosin. Die Reichen sind nicht die ersten, die leiden, wenn die Klimakrise die Grundnahrungsmittel immer teurer macht und der Plattenbau so heiss wird, dass man darin fast einen Hitzschlag bekommt.» Es könne nicht sein, dass gerade die grössten Verschwender und Verschmutzer ihre Emissionen immer weiter auf Kosten der Mehrheit steigern.
Landeskriminalamt ermittelt
Eine Flughafensprecherin sagte der «BZ», die Aktion habe keine Auswirkungen auf den Flugbetrieb gehabt. Sechs der acht Aktivisten konnte die Polizei festnehmen. Das Landeskriminalamt im deutschen Bundesland Brandenburg nahm Ermittlungen wegen Sachbeschädigung und Landfriedensbruch auf. Noch unklar ist, ob die Staatsanwaltschaft Haftbefehle gegen die Aktivisten erlassen wird.
Mit einer Vielzahl von Protestaktionen macht die Letzte Generation immer wieder auf sich aufmerksam. Die Gruppierung fordert von der Politik ein entschiedeneres Handeln gegen die Klimakrise. Mitte April hatte die Letzte Generation angekündigt, Berlin so lange blockieren zu wollen, bis die Politik auf ihre Forderungen eingeht. (nad)