Nach Kritik zurückgekrebst
Firmen-Boss übernimmt Bussen der Klima-Kleber doch nicht

Ein Versprechen, das sich in Luft auflöst: Erst wollte der Chef einer deutschen Öko-Firma alle Geldstrafen für Klima-Kleber übernehmen. Doch nun krebst der Unternehmer zurück.
Publiziert: 05.05.2023 um 15:44 Uhr
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Mit ihren Klebe-Aktionen wollen sich die Aktivisten der Letzten Generation fürs Klima einsetzen.
Foto: keystone-sda.ch

Kleben fürs Klima ohne finanzielle Sorgen – dieses Versprechen hat Alfred Platow (76) gemacht. Er ist Chef des deutschen Unternehmens Ökoworld. Seine Ankündigung: Sein Unternehmen übernehme die Geldstrafen für die Klima-Kleber «zu hundert Prozent».

Jetzt rudert der Firmenboss aber zurück. Nicht einmal drei Tage nach der Ankündigung folgt die Kehrtwende. Der Grund: Es hagelte lautstarke Kritik. Zudem stellte sich die Frage nach der Strafbarkeit dieser Hilfszahlungen.

Überrascht vom «emotionalen Ausmass»

Platow erklärt in einer Medienmitteilung seinen Sinneswandel: «Mit Kritik hatte ich gerechnet, allerdings nicht in diesem emotionalen Ausmass.» Weiter heisst es dort: «Zudem geht es bei den Reaktionen weniger um die Inhalte des Klimaschutzes, sondern nahezu ausschliesslich um das Thema der Strafen und Gebühren sowie um mögliche Anstiftung zu Straftaten.»

Eine potenzielle Anstiftung zu Straftaten kritisierte auch Rainer Wendt (67), Bundesvorsitzender der deutschen Polizeigewerkschaft. «Wenn ein Finanzdienstleister seine wirtschaftlichen Möglichkeiten dazu einsetzt, solche Straftaten zu fördern und dazu anzustiften, wirft das Fragen auf», sagte Wendt gegenüber der «Bild»-Zeitung. «Sollten beispielsweise Geldstrafen durch Ökoworld AG ersetzt werden, sollten die Staatsanwaltschaften Beihilfe und Anstiftung zu Straftaten prüfen.»

Ganz im Stich will Platow die Klima-Kleber aber nicht lassen. Der Firmenboss will privat 20'000 Euro in einen Umweltfonds überweisen, um die Proteste zu unterstützen. Er betont dabei, dass dabei keine Firmengelder eingesetzt werden.

Für die Klima-Kleber ist der Rückzieher dennoch ein herber Schlag. Am Mittwoch hiess es auf dem Twitter-Account der deutschen Aktivistengruppe Letzte Generation noch: «Durch diese Zusage fällt eine wichtige Hürde, um sich zukünftig an Protesten zu beteiligen.» (bab)

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