Acht Protestierende haben am Mittwochmorgen den Verkehr auf der Grenzbrücke zwischen Lustenau (A) und Au in der Schweiz blockiert und ein Verkehrschaos ausgelöst. Fast alle Klimaaktivisten klebten sich mit den Händen auf der österreichischen Seite auf dem Brückenbeton fest. Dabei achteten sie darauf, dass die Möglichkeit einer Rettungsgasse bestehen blieb. Eine Person klebte sich nicht fest.
Zahlreiche Transitrouten des internationalen Schwerverkehrs laufen über den Grenzübergang Lustenau/Au. Täglich passieren mindestens 1350 LKWs und 13'100 PKWs an dieser Stelle die Grenze. Die Anwohner der beiden Orte leiden unter schädlichen Abgasen und dem Verkehrslärm.
«Es war echt schlimm»
Der Verkehr wurde zeitweise über Höchst oder Hohenems in der österreichischen Gemeinde Vorarlberg umgeleitet. Gegen 9.30 Uhr war der Grenzübergang wieder offen. Ein österreichischer Polizist zu Blick: «Jetzt gehts, aber heute Morgen war es echt schlimm.»
Die Polizei bot Behördenvertreterin Claudia Feurstein auf und diese trat laut Mediensprecher Horst Spitzhofer mit den Aktivisten in Kontakt. Feurstein forderte sie zum Lösen der Blockade auf. Die Behördenvertreterin wird in Österreich immer aufgeboten, bevor ein Ort geräumt werden darf. Die Klima-Kleber zeigten sich einsichtig und gaben die Blockade freiwillig auf. Die Sicherheitskräfte mussten nicht eingreifen.
«Seit über 30 Jahren wird herumdiskutiert, wie man das Problem lösen kann», sagte die gebürtige Lustenauerin Marina Hagen-Canaval (26) in einer Mitteilung der Protestgruppe, «und die sogenannte Lösung der ÖVP ist noch mehr fossile Infrastruktur, die das Problem nur vergrössert. Ohne Rücksicht auf die Anwohner und Anwohnerinnen oder zukünftige Generationen. Die Landes- und Bundesregierung muss endlich einsehen, dass das angesichts der Klimakatastrophe ein völlig absurder Irrweg ist, und beginnen, erste einfache Schutzmassnahmen zu ergreifen: Temporeduktion und keine neuen fossilen Projekte!»
Ärztin und ihr Vater kleben sich an Brücke fest
Auch die Ärztin Anna (30) klebte sich am Mittwoch auf die Strasse: «Wenn wir die ersten Hitzetage haben, sehe ich als Ärztin direkt die Auswirkungen der Klimakatastrophe: Durch Hitze nehmen todbringende Krankheiten wie Herzinfarkte, Schlaganfälle und Nierenversagen zu. Ausserdem befindet sich das Gesundheitssystem bereits jetzt am Anschlag, und ich weiss nicht, wie wir zukünftig einen weiteren Anstieg an Patienten und Patientinnen stemmen sollen. Und trotzdem ist unsere Regierung nicht bereit, die einfachsten Schutzmassnahmen zu ergreifen! Sie wollen sogar noch mehr Strassen bauen und in Österreich nach neuem Öl und Gas bohren. Würde ich so fahrlässig arbeiten wie unsere Regierung, wäre ich morgen meinen Job los!»
Neben Anna sass ihr Vater. Er klebte an der Strasse – «aus Sorge und Liebe zu meinen Kindern», wie er sagt. Wilhelm Pössl (57), Uhrmacher, ist verzweifelt: «Meine Generation hat leider grosse Fehler gemacht und bis heute nicht angefangen, sie zu korrigieren. Ich empfinde es als meine Pflicht, für meine eigenen Kinder und auch für alle anderen jungen Menschen, mich dieser Zerstörung in den Weg zu setzen.»
Wilfried (62), Tischlermeister im Ruhestand, erklärte seinen Protest in einem Video, das die Bewegung auf Twitter veröffentlichte. «Die drohende Klimakatastrophe ist tatsächlich das grösste Problem der Menschheit und die Regierung unternimmt so gut wie nichts», sagte er. (nad)