Auf einen Blick
- Sechs Prozent aller Kinder weltweit sind Opfer von Vergewaltigungen
- Besonders viele Mädchen in zentralafrikanischen Ländern betroffen
- Daten aus 165 Studien aus 80 Ländern analysiert
Sechs Prozent aller Kinder weltweit sind einer neuen Studie zufolge Opfer von Vergewaltigungen. Bei Mädchen liegen die Zahlen sogar noch höher, wie die im Fachmagazin «Jama Pediatrics» veröffentlichte Analyse zeigte.
Für die Studie haben Forscher der Universität Klagenfurt (A) Daten aus 165 Studien aus 80 Ländern analysiert, darunter auch Daten aus der Schweiz. Insgesamt flossen so Befragungen von rund 960'000 Kindern und Jugendlichen ein. Das Durchschnittsalter bei den Befragungen reichte von etwas mehr als zehn bis rund 19 Jahren.
«Wissen zu wenig»
Von den befragten Mädchen gaben sieben Prozent an, «erzwungenen Geschlechtsverkehr» erlebt zu haben. Bei den Buben waren es drei Prozent. 11,4 Prozent der Kinder und Jugendlichen gaben an, bereits sexuelle Belästigung erlebt zu haben.
«Das Ergebnis unserer Studie sind nicht nur erschreckend hohe Zahlen, wie viele Kinder sexuelle Gewalt erleiden müssen. Sie zeigt uns auf, dass wir für einzelne Bereiche deutlich zu wenig wissen. Wir brauchen dringend mehr Daten über bisher wenig untersuchte Regionen», wurde der Erstautor der Metaanalyse, Antonio Piolanti, in einer Mitteilung der Universität Klagenfurt zitiert.
Massive Erhebungslücken
Trotz vieler Erhebungslücken sei deutlich zu sehen, dass die berichtete Häufigkeit von sexuellen Übergriffen regional sehr unterschiedlich sein kann. Vor allem in zentralafrikanischen Ländern sind demnach besonders viele Mädchen von versuchter oder vollzogener Vergewaltigung betroffen. Zum Beispiel liegen die Angaben für die Demokratische Republik Kongo und Uganda hier zwischen 15 und 20 Prozent.
In China, den USA oder Papua-Neuguinea werden Anteile zwischen zehn und 15 Prozent ausgewiesen. Für Europa gibt es laut den Forscherangaben nur wenige Daten, die den Auswahlkriterien der Übersichtsstudie entsprechen. In der Schweiz liegen sie zwischen fünf und zehn Prozent.
Wenig Informationen zu den Buben
Nochmals weniger Daten gibt es in Bezug auf versuchte oder vollzogene Vergewaltigung bei Buben: Hier liegen die Angaben für Schweden, die USA oder Brasilien zwischen drei und fünf Prozent. Jene für die Schweiz liegen zwischen einem und drei Prozent.
Sexuelle Gewalt gegen Buben habe bisher tatsächlich weniger Aufmerksamkeit erfahren, so Piolanti. «Substanziell hohe Raten beim Missbrauch von Buben» würden klar zeigen, «dass wir auch hier genauer hinblicken sollten».
Insgesamt würden weltweit gesehen «Gesetze zur Bekämpfung sexueller Gewalt gegen Kinder in vielen Ländern unzureichend durchgesetzt», so der Wissenschafter: «Wichtig ist, aber zu betonen, dass diese Gewalt verhindert werden kann.» Zwar steige die Zahl der nationalen Erhebungen zu dem Thema in den vergangenen Jahren an, man tappe aber vor allem in Bezug auf die Problematik bei Buben weiter vielfach im Dunkeln.