Schluss mit Einschränkungen
England schafft Isolation für Covid-19-Positive ab

Jetzt gibt Premierminister Johnson Gas: Ab dieser Woche sollen sich Corona-Positive nicht mehr in Isolation begeben müssen. Man wolle den Freiheitseinschränkungen ein Ende setzen und lernen, mit dem Virus zu leben. Die Wissenschaft ist skeptisch.
Publiziert: 21.02.2022 um 07:03 Uhr
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Aktualisiert: 21.02.2022 um 09:29 Uhr
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Ab kommender Woche sollen Corona-Positive in England nicht mehr in Isolation müssen.
Foto: AFP

Schluss mit den Corona-Massnahmen! Und zwar sofort. So lautet derzeit das Credo der englischen Regierung. Ab kommender Woche müssen sich nämlich Menschen, die positiv auf Covid-19 getestet wurden, nicht mehr isolieren. Dies schreibt die Nachrichtenagentur AP.

Dies hat die britische Regierung als Teil eines Plans im Rahmen von «Leben mit Covid» bekanntgegeben. Dieser sieht auch eine Reduzierung von Corona-Tests vor. Die Einzelheiten des Plans werden vermutlich am Montag im Parlament präsentiert.

Weg vom staatlichen Zwang

Damit drückt Premierminister Boris Johnson mächtig auf die Tube, was die Aufhebung der Corona-Massnahmen angeht. Das Ende der gesetzlichen Beschränkungen, die zur Eindämmung des Virus eingeführt wurden, würde es den Menschen in Grossbritannien ermöglichen, «sich zu schützen, ohne unsere Freiheiten einzuschränken».

Mit diesem Schritt wolle man weg vom staatlichen Zwang und hin zur persönlichen Verantwortung. «Ich sage nicht, dass wir alle Vorsicht in den Wind schlagen sollten, aber jetzt ist der Moment für alle, ihr Vertrauen zurückzubekommen», sagte Johnson am Sonntag gegenüber der BBC.

Die Vorschrift, sich nach einem positiven Corona-Test mindestens fünf Tage lang in Isolation zu begeben, werde durch beratende Massnahmen ersetzt. Das Coronavirus werde daher künftig eher wie eine Grippe behandelt. «Covid-19 wird nicht plötzlich verschwinden, und wir müssen lernen, mit diesem Virus zu leben», liess Johnson verlauten.

Wissenschaft zeigt sich wenig begeistert

Bei gewissen wissenschaftlichen Beratern der Regierung stiess dieser Entscheid jedoch auf wenig Begeisterung. Dieser Schritt sei zu riskant und könne zu einem Anstieg der Infektionen führen. Zudem könne es auch eine Schwächung der Abwehrkräfte der Bürger gegen künftig ansteckendere Varianten zur Folge haben.

Epidemiologen warnen, dass plötzliche Änderungen wie ein Ende der Tests oder der Isolation zu einer Rückkehr des schnellen epidemischen Wachstums führen könne. Insbesondere dann, wenn die Menschen unvorsichtig würden.

So warf Wes Streeting, Gesundheitssprecher der oppositionellen Labour-Partei, Johnson vor, «den Sieg zu erklären, bevor der Krieg vorbei ist». Dass die Pandemie noch nicht ganz durchgestanden ist, zeigt auch die aktuelle Nachricht, dass Königin Elisabeth II. positiv auf Covid-19 getestet wurde, wie am Sonntag bekanntgegeben wurde.

Vereinigtes Königreich mit zweithöchster Coronavirusrate

Bereits im Januar erklärte Johnson das Ende praktisch aller Coronamassnahmen. Er schaffte die Zertifikatspflicht für Veranstaltungsorte ab und beendete die Maskenpflicht fast überall, mit Ausnahme von den Spitälern.

Dank der hohen Impfquote im Vereinigten Königreich sowie der milderen Omikron-Variante schnellten die Spitaleinweisungen und Todesfälle nicht in die Höhe. Beide Zahlen sind rückläufig. Trotzdem weist das Vereinigte Königreich mit mehr als 160'000 registrierten Corona-Todesfällen nach Russland immer noch die höchste Rate in Europa auf.

In Grossbritannien wurden 85 Prozent der Menschen ab 12 Jahren zweifach geimpft, fast zwei Drittel der Bevölkerung hat eine dritte Auffrischungsimpfung erhalten. (dzc)

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