Erst ist der lange, endlos lang wirkende Tisch leer, mit leeren Tellern und leeren Sitzen. Darunter sind Kindersitze. Nach und nach wird die Tafel gedeckt, werden Brot und Wein gereicht. Dazu Äpfel und Blumen. Auch für die Kinder. Niemand isst.
Die Sitze bleiben leer. Die Gäste sind in Hamas-Gewalt. Jeder einzelne Stuhl, jedes einzelne Gedeck ist symbolisch für jede einzelne der 203 Geiseln, die sich seit zwei Wochen in der Gewalt der Hamas befinden.
Leere Schabbat-Tafel
Der lange Tisch – eine Sonderausstellung des Tel-Aviv-Museums am Freitag mit dem Titel «Schabbat-Essen» – ist für 203 Gäste gedeckt, darunter die rund 30 Kinder in der Hand der Terroristen.
Zwei erste Geiseln – eine US-Mutter und ihre Tochter – wurden am späten Freitag freigelassen. 201 Geiseln bangen weiter um ihr Leben – mit ihren Angehörigen und Freunden.
Biden-Missverständnis?
Für die Hamas scheint der Geisel-Poker zunächst aufzugehen. Auch auf Einlenken von US-Präsident Joe Biden (80) scheint Israel die bereits seit einer Woche erwartete Bodeninvasion im Gazastreifen weiter aufzuschieben.
Auf die Frage von Reportern, ob Israel eine Gaza-Invasion verzögern sollte, bis mehr Geiseln befreit werden können, antwortete Biden am späten Freitag laut der Nachrichtenagentur Reuters: «Ja.»
Das Weisse Haus krebste kurz darauf von Bidens Antwort zurück. Er habe die Frage aus der Entfernung nicht richtig verstanden, so der Weisse-Haus-Kommunikationsdirektor Ben LaBolt (42): «Der Präsident war weit weg. Er hat die Frage nicht vollständig gehört. Die Frage klang wie: ‹Möchten Sie die Freilassung weiterer Geiseln sehen?›» Biden habe sich «zu nichts anderem geäussert». (kes)