Seit dem Ausbruch des Ukraine-Krieges sind mehr als 100 Tage vergangen. 100 Tage, in denen sich die ukrainischen und russischen Streitkräfte einen erbitterten Kampf geliefert haben – ein Ende ist nicht in Sicht.
Während die Soldaten an der Front weiter kämpfen, sitzen die Angehörigen voller Sorgen zu Hause. Viele wissen aufgrund der anhaltenden Propaganda nicht einmal, was genau in der Ukraine vor sich geht.
«Es ist ein Alptraum, was hier passiert»
Nun hat der ukrainische Geheimdienst ein Telefonat zwischen einem russischen Soldaten und dessen Mutter abgehört, wie das Portal «wartranslated» berichtet. Die Mutter zeigt sich dabei von ihrer emotionalen Seite.
«Hast du noch deine Pillen», fragt die besorgte Mutter zu Beginn des Gesprächs. «Ja, Mama, hab ich», antwortet der Sohn. Doch beruhigt ist sie damit nicht. «Mein Sohn! Ich mache mir nur Sorgen, wirklich. Ich verstehe, du bist müde und nervös, aber ich mache mir auch grosse Sorgen.»
Unter den Soldaten-Eltern würden viele Gerüchte kursieren, erzählt die Mutter weiter. Nun gebe es neue, beunruhigende Nachrichten. «Es geht um die, die zusammen mit der 30. Brigade in Donezk einmarschiert sind. Ein Junge aus der 30. Brigade kam zurück und sagte, dass von den Jungs, die an diesem Ort waren, nur noch 20 Prozent am Leben sind und einige vermisst werden.» Es fällt der Mutter schwer, ihre Furcht zu verbergen. «Es ist beängstigend, es ist ein Alptraum, was hier passiert.»
«Ich versuche, alles herauszufinden»
Auch der Soldat scheint ein mulmiges Gefühl zu haben. Viel mehr als ein knappes «Richtig» bringt er aber nicht über die Lippen.
Die Mutter erzählt weiter. Sie habe erfahren, dass es am 23. Mai eine Rotation zwischen den Soldaten geben sollte. Weil das Militär nicht genügend Leute fand, wurden kurzerhand auch behinderte Personen für diensttauglich erklärt. «Das ist es, was hier passiert», fasst die Mutter die Situation zusammen.
«Tante Natasha hat etwas gesagt, dass die Offiziere jetzt ihre eigenen Leute verpfeifen», berichtet die Mutter von einem weiteren Gerücht, das ihr zu Ohren gekommen ist. Und fügt an: «Am schlimmsten hat es die Luftlande-Truppen erwischt. Für sie ist es die wahre Hölle.»
Das Gespräch zeigt, in welch brutaler Situation sich die Angehörigen der Soldaten befinden. Den Staatsmedien können sie nicht trauen und von der Front erhalten sie nur tröpfchenweise Informationen. Aufgeben will die Mutter aber nicht. Zur Verabschiedung sagt sie ihrem Sohn deshalb: «Ich versuche, alles herauszufinden.» (ced)