Es ist das Ende einer Ära. Rupert Murdoch (92) hat am Donnerstag seinen Rücktritt bekannt gegeben. Er war Gründer, Vorsitzender und CEO der News Corporation und Executive Chairman der News Corp. und der Fox Corporation. «Die Zeit ist reif, um andere Rollen anzunehmen», heisst es in einer Mitteilung an seine Mitarbeitenden. Dabei hat er seit 70 Jahren keine andere Rolle mehr gespielt als den erfolgreichen Medienunternehmer.
Bereits mit 22 Jahren begann er mit dem Aufbau seines Medienimperiums und damit seines Vermögens, das «Forbes» auf 17 Milliarden US-Dollar schätzt. Der 1931 geborene Australier übernahm damals zwei Zeitungen in seiner Heimat – und legte so den Grundstein seines Imperiums.
Schnell wurde klar: Murdoch hat ein Faible für den Boulevard und ein Händchen fürs Business. Die darauffolgenden Jahre ersteigerte er Medientitel nach Medientitel, weitete seinen Einfluss von Australien über Neuseeland, nach Grossbritannien bis in die USA aus.
Rupert Murdoch, der Königsmacher
In Amerika feierte er seinen Erfolg vor allem dank Fox News. Murdoch gründete den Fernsehsender zu einer Zeit, in welcher der überwältigende Konsens herrschte, dass auf dem amerikanischen Markt kein Platz mehr sei für einen weiteren. Doch Fox News etablierte sich – zur Überraschung aller.
Denn Murdoch hatte ein untrügliches Gespür für Nachrichten und Skandalisierungen, wie man sie so in den Massenmedien nicht gekannt hatte. Er befeuert die Ängste und Ressentiments des Publikums, von denen viele begierig darauf waren, ihre eigenen Gedanken laut ausgesprochen vorgesetzt zu bekommen. Fox News gab diesen Leuten ihre Realität.
Murdoch wurde zum mächtigsten Medienmanager der Welt – und zum umstrittensten. So kann er sich immerhin damit rühmen, als reales Vorbild für einen James-Bond-Bösewicht gedient zu haben: In «Der Morgen stirbt nie» aus dem Jahr 1997 spielt Jonathan Pryce (76) den britischen Medienmogul Elliot Carver, der die Weltherrschaft erringen will.
Murdochs Sender Fox etablierte sich nicht nur, sondern wurde zum Sprachrohr der amerikanischen Konservativen und Murdoch zum politischen Königsmacher. Fox News hatte dem Milliardär und – damals – politischen Neuling Donald Trump (77) den nötigen Auftrieb gegeben, um 2016 die US-Präsidentschaft zu gewinnen.
Steiler Aufstieg, tiefer Fall
Die Loyalität des Senders gegenüber Trump und den Republikanern ging so weit, dass er sie ohne Rücksicht auf Verluste schützen wollte. Das gipfelte in einer Klage durch das US-Unternehmen Dominion, das Wahlgeräte produziert.
Die 443-seitige Klageschrift zitierte 20 TV-Beiträge zwischen November 2020 und Januar 2021, in denen Fox News behauptete, Dominion sei der Mittelpunkt einer politischen Verschwörung gewesen, Trump die Wiederwahl 2020 zu «stehlen». Den Vorwurf hatte Trump unmittelbar nach seiner Niederlage gegen Joe Biden (80) gemacht.
Hinter den Kulissen glaubte man beim Sender allerdings nie an Trumps Verschwörungstheorie. Sowohl Moderatoren als auch Inhaber Murdoch bezeichneten die Behauptungen intern als «verrückt» und «schädlich», wie CNN schreibt. Trotzdem verbreitete Fox News die Lüge. Eine Lüge, die zum Angriff auf das US-Kapitol am 6. Januar 2020 führte.
Kann Fox News gerettet werden?
Dominion erhielt schliesslich 787,5 Millionen US-Dollar von Murdochs Unternehmen. Die Vergleichssumme ist beispiellos für einen Medienverleumdungsfall in den USA. Doch Fox News, dessen Mutterhaus letztes Jahr 14 Milliarden Dollar Umsatz machte, kaufte sich damit relativ schmerzlos frei. Denn der Schaden, der die von Fox verbreiteten Wahllügen in der amerikanischen Politik und Gesellschaft verursacht hat, könnte laut manchen Beobachtern irreparabel sein.
Kein halbes Jahr nach dieser Niederlage seines Steckenpferds Fox News verlässt Murdoch also sein Unternehmen. Die Zügel übernehmen und das angekratzte Image aufpolieren soll sein Sohn, Lachlan Murdoch (52). Murdoch hinterlässt seinem Kronprinzen eine gewaltige Hypothek.