Am Montag schaltete Fox News in der «New York Times» eine ganzseitige Anzeige: «Die vertrauenswürdigsten Nachrichten. Jetzt erst recht.» Am Dienstag hätte der Sender vor Gericht stehen sollen – wegen Lügen über die amerikanischen Präsidentschaftswahlen 2020.
Denn das US-Unternehmen Dominion, das Wahlgeräte produziert, hat den Sender verklagt. Die 443-seitige Klageschrift zitierte 20 TV-Beiträge zwischen November 2020 und Januar 2021, in denen Fox News behauptete, Dominion sei der Mittelpunkt einer politischen Verschwörung gewesen, Donald Trump (76) die Wiederwahl zu «stehlen». Das soll die Firma etwa durch Algorithmen bewerkstelligt haben, die Stimmen für die Kandidaten vertauscht hätten.
Fox News glaubte Lügen selbst nicht
Den Vorwurf hatte Trump unmittelbar nach seiner Niederlage gegen Joe Biden (80) gemacht. Fox News verbreitete ihn weiter.
Hinter den Kulissen glaubte man bei Fox News nie an Trumps Verschwörungstheorie. Sowohl die Moderatoren als auch Inhaber Rupert Murdoch (92) bezeichneten die Behauptungen intern als «verrückt» und «schädlich», wie CNN schreibt.
Sender muss sich nicht entschuldigen
Zum Gerichtsprozess kam es aber nicht. Man einigte sich aussergerichtlich. 787,5 Millionen US-Dollar muss der Sender jetzt an Dominion als Abfindung zahlen. Gefordert hatte der verleumdete Wahlmaschinenhersteller 1,6 Milliarden Dollar.
Für Fox News ist der Deal wohl die beste aller schlechten Optionen, die dem TV-Sender geblieben sind. So berichteten CNN, Axios und die «New York Times», dass der Vergleich keine Klausel enthält, die den Sender zwingt, sich für die falschen Behauptungen über Dominion – und die US-Wahlen – zu entschuldigen.
Solch eine Erklärung hätte Amerikas mächtigstes Medienunternehmen gezwungen, seinen Millionen Zuschauern zu sagen, dass es darüber gelogen hat, dass die Wahl 2020 gestohlen wurde. Eine Lüge, die zum Angriff auf das US-Kapitol am 6. Januar 2020 führte.
787,5 Millionen sind ein schwacher Trost
Die Vergleichssumme ist beispiellos für einen Medienverleumdungsfall in den USA. Trotzdem hat sich Fox News, dessen Mutterhaus letztes Jahr 14 Milliarden Dollar Umsatz machte, damit relativ schmerzlos freigekauft.
Allerdings ist es für Fox News wohl noch nicht vorbei. Weitere Wahlmaschinenhersteller warten auf einen Prozess – aus ähnlichen Gründen. Sie hoffen nun ebenfalls auf grosszügigen Schadenersatz.