Ihm ist kein Mittel zu schade, um im Zentrum der Aufmerksamkeit zu stehen: Der ehemalige US-Präsident Donald Trump (77) ist eine wahre Rampensau. Ob im Box-Ring oder beim Cameo-Auftritt in «Kevin – Allein zu Haus» – wo Kameras sind, ist auch Trump. Wobei – nicht ganz. Denn wenn derzeit «Fox News» ihn auf Sendung nehmen will, zeigt sich Trump gerade sehr zurückhaltend.
So teilte Trump am Sonntag mit, dass er der ersten republikanischen Präsidentschaftsdebatte fernbleiben werde, die am Mittwochabend auf Fox News ausgestrahlt wird. «Die Öffentlichkeit weiss, wer ich bin und was für eine erfolgreiche Präsidentschaft ich hatte», schreibt Trump auf seiner Online-Plattform Truth Social.
Zwiespältiges Verhältnis
Für Fox News – Trumps einstigem Haussender – kommt dies einer Hiobsbotschaft gleich. Das Verhältnis des Senders und Trump war zwar schon immer zwiespältig. Doch so schlimm wie jetzt war es wohl noch nie.
Im Wahlkampf 2016 schätzten die Polit-Journalisten des Senders Trumps Chancen auf einen Sieg als minim ein, in Vorwahldebatten auf Fox News wurde er darum jeweils hart in die Mangel genommen. So hart, dass Trump ankündigte, an keiner weiteren mehr teilnehmen zu wollen.
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Als klar wurde, dass Trump beste Chancen hat, der nächste Präsident zu werden, gab man sich dann plötzlich sehr viel umgänglicher beim Sender. Und während seiner Präsidentschaft konnte Trump beim Sender gar ein und aus gehen – er wurde immer mit offenen Armen empfangen. Der Präsident konnte sich etwa jederzeit in die beliebte Morgensendung «Fox & Friends» einschalten und mal wirre und mal aggressive Monologe übertragen lassen.
Der Frieden zwischen dem Sender und Trump hielt aber nur bis zu den Präsidentschaftswahlen im Jahr 2020. Fox News war der erste Sender, der 2020 den Sieg von Trump-Gegner Joe Biden (80) im Bundesstaat Arizona ausrief. Damit haute der Sender Trump gehörig in die Pfanne – denn der Gewinn Arizonas bedeutete de facto einen Gesamtsieg des Demokraten Joe Bidens. Und das, obwohl Trump zu diesem bereits von Wahlbetrug sprach und sich selber als Sieger sah. Dass Fox News anfangs dieses Narrativ nicht teilte, sorgte für Streit. Trump beschimpfte den Sender und forderte seine Fans dazu auf, zu Alternativen zu wechseln.
Klage, vermieste Zwischenwahlen, Debatten-Absage
2022 krachte es dann erneut zwischen den beiden. Trump hatte bei den Zwischenwahlen kuriose Kandidaten unterstützt, die alle etwas gemeinsam hatten: Sie waren Trump-Fans. Doch die Kandidaten erwiesen sich nicht als mehrheitsfähig und der in Prognosen fast schon ausgemachte Erdrutsch-Sieg der Republikaner blieb aus. Das war sogar für Fox News zu viel des Guten: das Verhältnis zwischen dem Sender und Trump kühlte merklich ab.
Zwischen 2020 und 2023 gab es da auch noch «Trumps grosse Lüge», die Fox News nicht nur journalistisches Ansehen, sondern auch 787 Millionen US-Dollar kostete. In den Wochen vor der Präsidentschaftswahl hatten Verbündete des damaligen Präsidenten Trump im Fox-News-Programm behauptet, die Wahlcomputer des Herstellers Dominion seien so programmiert, dass sie dem republikanischen Amtsinhaber Stimmen wegnehmen und den demokratischen Herausforderer Biden bevorteilen würden. Dominion klagte Fox wegen Verleumdung ein, der Mediengigant musste angesichts der erdrückenden Beweislast einen Vergleich schliessen und 787 Millionen Dollar Schadenersatz blechen.
Was hat Trump davon?
Jetzt haut Trump dem Sender nochmal eine rein: Er schwänzt die prestigeträchtige und eigentlich quotenstarke erste Präsidentschaftsdebatte der Republikaner – und gibt stattdessen ein eigenes Interview zeitgleich auf Twitter. Geführt hat das niemand Geringeres als Moderator Tucker Carlson (54). Carlson wurde 2023 von Fox News geschasst, da er eine Schlüsselrolle in der Dominion-Affäre spielte.
Damit aber nicht genug. Ebenfalls am Donnerstag wird er sich in einem Gefängnis in Atlanta, Georgia, stellen. Er kündigt sein Erscheinen grossspurig an. «UNGLAUBLICH! Ich werde am Donnerstag nach Atlanta, Georgia, fahren, um verhaftet zu werden», wie er auf seiner Plattform Truth Social schreibt. Damit wird er wohl endgültig alle Kameras auf sich ziehen und die Debatte auf Fox News zu einer Nebensache degradieren.
Womöglich schadet sich Trump mit seinem Rachefeldzug gegen «Fox News» sich am Ende aber selber. Schliesslich überlässt er mit seiner Debatten-Absage seinen republikanischen Rivalen kampflos eine Bühne. Die werden die Gelegenheit gerne nutzen, auf den abwesenden Konkurrenten einzudreschen.